Hundred  Acre Wines

Die Genialität von Jayson Woodbridge, dem Besitzer von Hundert Acre ist unumstritten. Er ist eine grosse Persönlichkeit mit einer gewissen persönlichen Extravaganz und einem Auftreten, das keine Gefangenen macht, aber was er und sein Team in den Weinbergen und auf dem Weingut leisten, spricht für sich selbst. Es sind bemerkenswerte Weine, und seine Cabernet Sauvignons gehören zu den gesuchtesten der ganzen Welt.

 

Jayson ist ein leidenschaftlicher angetriebener Mensch und ebenso charismatisch und hedonistisch. Man könnte auch noch anspruchsvoll und sprunghaft hinzufügen. 

Jayson Woodbridge denkt auf einer anderen Existenzebene, und allein dies bereitet vielen Leuten Unbehagen. Die Tatsache, dass seine unkonventionellen Ideen und Vorgehensweisen offensichtlich zum Erfolg führen, verstärkt nur die vorherrschenden Vorstellungen von einer Art geheimnisvollem, unsichtbarem, dunklem Element, das für seinen Erfolg verantwortlich ist. Ich würde sagen, er ist ein bisschen wie Howard Hughes mit einer guten Portion da Vinci.

Jaysons Frau, Helen Mawson, ist seine rechte Hand, eine Weinmacherin. Die gebürtige Neuseeländerin war schon vor Woodbridges Einstieg im Napa Valley, wo sie für Joseph Phelps, dann bei der Miner Family und noch für Vineyard 29 arbeitete, bevor sie sich dem Weinbauteam von Hundred Acre anschloss. 

 

«Sie hält das Schiff auf einem stabilen Kurs», meinte Jayson. Eine sehr gute Zutat, wie ich meine, für sein zielstrebiges Streben nach Perfektion.  "Ich wurde zu diesem Schicksal geboren. Wenn ich Wein mache, bin ich eine unaufhaltsame Naturgewalt. Ich glaube an die Grossartigkeit dessen, was ich tue", sagt er über sein Streben. In einem seltenen Interview sagte er dem Wine Spectator: "Ich hatte Krebs, als ich 18 Jahre alt war, und ich sehe die Welt nicht auf dieselbe Weise wie alle anderen. Ich möchte sicherstellen, dass alles, was ich tue, das Beste ist, was es gibt.

Als Kanadier, der im kalifornischen Napa Valley buchstäblich Wurzeln geschlagen hat, macht Woodbridge nur ungern Werbung. Nicht, dass er das müsste. Hundert Acre, benannt nach dem fiktiven Wald in Winnie-the-Pooh, hat Berichten zufolge eine fünfjährige Warteliste, die in die Tausende geht. 

Es ist keine Überraschung, dass Hundred  Acre seinen Namen vor allem mit Weinen aus Einzellagen gemacht hat – darunter der Cabernet Sauvignon aus dem 1,5 Hektar grossen Kayli Morgan Vineyard, der am Fusse des Howell Mountain liegt und dem 2,5 Hektar grossen Ark Vineyard der in einer alten Caldera am Glass Mountain in St. Helena beheimatet ist. Der dritte Rebberg, der Few & Far Between liegt rund um das Haus von Jayson und Helen in Calistoga.

Den reinsten Ausdruck sowohl der Rebsorte als auch des Ortes herauszuarbeiten, ist die grösste Herausforderung für einen Weinmacher, und genau das ist der Grund, warum Woodbridge sich dafür entschieden hat, darin zu brillieren.

Die Trauben werden biologisch angebaut, sind aber nicht zertifiziert, denn "wenn jemals ein Käfer gefunden wird, werde ich den Mistkerl besprühen". Die Ernte erfolgt Beere für Beere in mehreren Durchgängen und wird von Vollzeit- und nicht von Saisonpersonal durchgeführt. In seiner unterirdischen Kellerei werden die Trauben einem obsessiven/zwanghaften Fassregime unterzogen, bei dem bis zu 100 Mikropflückungen anfallen können, von denen jede separat vergoren wird. Ausgebaut werden die verschiedenen Weine in zu 100 % neuen französischen Barriques. Der Ausbau dauert so von 24 bis 36 Monate.

 

Der Clou, der Woodbridges Geschichte noch interessanter macht, ist, dass er ein ehemaliger Investmentbanker ohne formale Weinausbildung ist. Er ist einfach ein Mann mit einem beeindruckenden Gaumen und einem scharfen Verstand, der an sein vorbestimmtes Schicksal glaubt. 

 «Mein Grossvater gab mir mein eigenes kleines Glas Wein, als ich etwa fünf Jahre alt war. Er sagte mir, Wein gehöre zum Leben und zur Familie, er sei wichtig und heilig». Das hat mich neugierig gemacht. Als Teenager gingen meine Freunde und ich mit dem Geld aus unseren Teilzeitjobs in die Weinhandlung und probierten jede Flasche, die wir finden konnten.

 

Als Bankangestellter hatte ich dann ein praktisch unbegrenztes Budget, das ich auch nutzte. Ich verliebte mich in den Wein. Ich erkannte die Magie des Weins. Aber ich merkte bald, dass meine Freunde, obwohl sie Sammler waren, nicht alles probierten und rochen, was ich probierte. Ich hatte eine Gabe. Was sie sahen, war ein Schwarz-Weiss Film, und ich, in Farbe und hochaufgelöst.

 

Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich einst Wein machen würde. Ich fuhr jedes Jahr ins Napa Valley. Das Licht im Tal am Abend - es ist, als könnte man einen Würfel schneiden und ihn auf den Tisch legen und dort leuchtet er dann für immer. Für mich war es einer der magischsten Orte der Welt. Es hat mich verführt und mich wieder wie ein Kind fühlen lassen. Ich fühle mich immer noch so. Ich habe das Gefühl, dass Gott mich gesegnet hat, und ich bin nicht sehr religiös. Es war mein Schicksal. Und dieses Schicksal hat mich immer angetrieben.

Eines Tages im Jahr 1990 ging ich in einen Weinberg und hatte eine Erleuchtung. Ich sagte: "Ich muss das tun." Also fing ich an, Geld zu sparen. Dann nahm ich alles, was ich hatte - alles, wie bei Texas Hold'em Poker - all in - und gründete Hundred Acre.

Ein paar Jahre lang war ich mir einfach nicht sicher. Erst mit dem 2002er-Jahrgang hatte ich das Gefühl, dass ich weinmässig wirklich zu mir selbst finden würde. Und der 2002er erhielt dann auch prompt 100 Punkte.