Die Frage lautet nicht OB, sondern WANN?
Die San-Andreas-Verwerfung nennt man die Zonen, an der die Pazifische Platte an der Nordamerikanischen Platte vorbeidriftet. Sie erstreckt sich über gut 1300 km Länge von Mexiko aus bis nach Eureka in Nordkalifornien, und teilt den Bundesstaat Kalifornien in zwei Hälften auf, wobei San Francisco auf der Nordamerikanischen Platte und Los Angeles auf der Pazifischen Platte liegen. Die tiefreichende Verwerfung wurde nach dem San Andreas Lake benannt, der südlich von San Francisco gelegen ist und die mit Wasser gefüllte San-Andreas-Verwerfung darstellt. Ansonsten ist sie auf weiten Strecken nicht mit blossem Auge in der Landschaft zu erkennen und deshalb mit Pfählen markiert.
Es wird viel investiert in den Erdbeben sicheren Häuser- und Strassenbau. Die neuen Brücken sind zudem Meisterleistungen der Ingenieurskunst. Es wird diesbezüglich sehr viel getan, liegt doch die Wahrscheinlichkeit, dass Kalifornien von sehr schweren Erdbeben heimgesucht wird bei 99,7%! Experten rechnen damit, dass das längst überfällige grosse Beben eine Stärke von über 9 Punkten auf der Richterskala erreichen wird.
Die San-Andreas-Verwerfung ist eine der wenigen Plattengrenzen an Land. Die überwiegende Zahl der Plattengrenzen unseres Planeten liegen auf dem Grund der Ozeane.
Die jährliche Verschiebung der Erdkrusten zueinander lässt sich anhand der abnehmenden Plattendistanz zwischen Los Angeles und San Francisco bestimmen. Demnach beträgt sie etwa 6 cm pro Jahr. Dabei schiebt die Nordamerikanische Platte nach Süden und die Pazifische entgegengesetzt.
Die Bewegung vollführt sich dabei jedoch nicht überall gleich konstant; einige Bereiche der Verwerfung bewegen sich fast ständig, während sich andere Bereiche verhaken und sich nur gelegentlich ruckartig um zum Teil mehrere Meter gegeneinander verschieben. Beim San-Francisco-Erdbeben vom 18. April 1906 betrug die Verschiebung über 6 Meter. Es entstand eine deutliche Bruchlinie. Beim Fort-Tejon-Erdbeben von 1857 soll die Verschiebung stellenweise sogar bis zu neun Meter betragen haben.
Die Frage nach dem wann, kann niemand beantworten. Experten warnen aber, dass mit jedem Jahr, das ohne grösseres Beben verstreicht, sich die Heftigkeit des „Big One“ mit grösster Wahrscheinlichkeit erhöht. Bis dahin bleibt den Kaliforniern nur, mit ihrem bisherigen Vorsorgeplan weiterzumachen: Die Transportwege, Häuser, Brücken und die Wasserversorgung entlang der San-Andreas-Verwerfung noch besser gegen Erschütterungen abzusichern, Smartphones über Apps nicht nur mit den Frühwarnsystemen zu vernetzen, sondern künftig sogar als Seismografen einzusetzen. Hoffen wir, es nützt!