Naturnahe Praktiken

Eine biologische Wirtschaftsweise erfordert oft kreative Lösungen, die auch in anderen Bereichen zu finden sind. Diversität ist ein wichtiger Teil im biologischen Weinbau und manche Betriebe gehen ungewöhnliche Wege. Ein Weingut in Südafrika wurde bekannt, weil es hunderte Laufenten zur biologischen Schädlingsbekämpfung einsetzt. Mittlerweile kommen Gäste nicht nur zur Verkostung der Weine, sondern auch um die lustigen Helfer, auf ihren Weg zur Arbeit zu sehen. Eine Weinverkostung mit den fedrigen Helfern wird dadurch zu einem Event.

Diesen Weg haben mittlerweile viele Winzer gewählt, dass sie offen auf ihre Kunden zugehen und ihnen näherbringen wollen, was ihre biologischen Erzeugnisse ausmachen. Je besser der Blick hinter die Kulissen ist, umso weniger muss der höhere Preis für den Aufwand der biologischen Herstellung gerechtfertigt werden.

Der Anbau von Weinreben ist langfristig zu sehen; bei guter Pflege haben Reben eine Lebensdauer von mindestens 30 + Jahren. 

 

Gesunde Böden sind für gesunde Rebstöcke lebensnotwendig. Kalifornische Winzer verwenden Gründüngungspflanzen zwischen den Rebstockreihen, um die Erde mit Nährstoffen anzureichern, das Rebstockwachstum zu beeinflussen und nützliche Insekten anzulocken. Viele Winzer verwenden Kompost, darunter auch Traubentrester, um den Boden mit organischen Substanzen anzureichern. Kompost hilft, die Nährstoffe und das Wasser im Boden zu binden.

 

Da sich die meisten kalifornischen Weingüter in ländlichen Gegenden befinden, beinhaltet die Pflege eines Weinbergs nicht nur die Pflege der Rebanlagen, sondern auch die der umliegenden Landschaften. Die Rebberge wurden und werden auch so angelegt, dass die Wildtiere wie Rehe, Füchse und Rotluchse einen Zugang zum Wald und zu den Wasserläufen haben nicht aber zu den Rebbergen. Winzer, Gemeinde- und Lokalverwaltungen arbeiten zusammen, um Wasserläufe, Feuchtgebiete und Uferbereiche wiederherzustellen.

 

Eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren ist ein Zeichen für ein gesundes Ökosystem. Kalifornische Winzer bemühen sich um die Erhaltung von Bäumen für Eulen, Falken und anderen Raubtieren, denn sie tragen wesentlich zur natürlichen Bekämpfung schädlicher Nagetiere bei. Natürliche Lebensräume und Pflanzen werden für nützliche Insekten geschützt, die ebenfalls zur Schädlingsbekämpfung beitragen. Artenvielfalt erzeugt eine langfristige Stabilität des Ökosystems, indem sie die Wiederverwertung von Nährstoffen fördert, Bestäubungen unterstützen, Schädlinge und Krankheiten bekämpfen, den Wasserfluss reguliert, Mikroklimaten schafft und die Speicherung von Kohlenstoff ermöglicht.

 

Schädlinge sind eine Tatsache im Weinanbau. Folglich haben kalifornische Winzer verschiedene biologische Methoden zur Schädlingsbekämpfung entwickelt, deren Einfluss auf die Umwelt minimal ist.

 

Kalifornische Winzer verwenden nützliche Insekten, wie zum Beispiel Raubmilben, Spinnen, Wespen oder Marienkäfer in den Weinbergen, um Schädlinge im Zaum zu halten. Hierzu werden Insekten im Weinberg ausgesetzt oder von Gründüngungspflanzen und heimischen Gräsern angelockt.

Sollten Sie auf einem kalifornischen Weingut ein Huhn sehen, ist es höchstwahrscheinlich nicht aus dem Hühnerstall ausgebrochen! Hühner helfen den Winzern dabei, Schädlinge wie z.B. Erdraupen sowie Unkraut zu bekämpfen. Ausserdem helfen Schafe bei der natürlichen Unkrautbekämpfung, Winzer sorgen ebenfalls für Nistkästen und Sitzstangen für Raubvögel, die Nagetieren auflauern, die sich an den Reben gütlich tun möchten.

 

Ständige Präsenz im Weinberg und die kontinuierliche Überwachung von Schädlingsbefall ist für die kalifornischen Weinbauern eine Realität.  Sie tragen einen eventuellen Schädlingsbefall auf ihrer Rebbergkarte ein, um vorauszusehen, wann und wo es zu Problemen kommen könnte. 

 

Weintrauben brauchen weniger Wasser als die meisten anderen Pflanzen. Das mediterrane Klima Kaliforniens, regnerisch im Winter, warm und trocken im Sommer, ist mit ein Grund, dass der Bundesstaat Kalifornien ideale Bedingungen für einen qualitativ hochwertigen Weinbau aufweist. Dennoch ist das Wasser eine sehr wertvolle natürliche Ressource. Der schonende Umgang damit ist von grösster Bedeutung und dem Wasser wird deswegen auch der nötige Respekt entgegengebracht. 

 

Die meisten kalifornischen Rebanlagen werden tropfbewässert, eine ausserordentlich effiziente Methode, die Wasser einspart, da der Zeitpunkt und die Menge der Bewässerung ganz präzise bestimmt werden kann. Tropfbewässerungsleitungen können Weinreben mit ihrem genauen Wasserbedarf versorgen.

Kalifornische Winzer verwenden verschiedenste Instrumente, um den Wasserbedarf und den Wasserverbrauch zu messen. Dazu gehören Wetterstationen zur Überwachung der Evapotranspiration, das ist die Verdunstung des Wassers von der Tier und Pflanzenwelt. Daneben misst die Sonde auch die Wasserverfügbarkeit und den Wasserverbrauch im Boden. Solche Daten ermöglichen es, den Wasserbedarf der Reben genau zu bestimmen und diese effizient und auch nur bei Bedarf zu bewässern.

Energiesparen ist von doppeltem Nutzen für Weingüter: Emissionen von Treibhausgasen werden reduziert und landwirtschaftliche Kosten werden so möglichst klein gehalten. Kalifornische Winzer setzen eine Reihe von Energiesparmassnahmen ein, sowohl um ihre CO2-Bilanz zu reduzieren als auch ihre landwirtschaftlichen Betriebe wirtschaftlich tragbar zu halten.

Durch das Ernten der Trauben bei Nacht oder am sehr frühen Morgen bleiben diese kühler und die Notwendigkeit einer energieintensiven Kühlung im Keller wird reduziert. Darüber hinaus sind die Weinbergarbeiter so auch nicht gezwungen, in der Tageshitze zu pflücken. Trauben, die kühl im Keller eintreffen sind stabiler in ihrer Form und bauen weniger schnell ihre Säuren ab, entscheidende Faktoren, die Einfluss auf die Struktur und die Weinqualität haben.

Weinbauern begrenzen bewusst die Häufigkeit, mit der sie Traktoren oder andere Geräte durch den Weinberg bewegen, um Kraftstoff zu sparen, Emissionen zu reduzieren und die Verdichtung des Bodens so gering wie möglich zu halten, da sich diese negativ auf die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen auswirken kann.

 

Solaranlagen werden auf kalifornischen Weingütern häufig strategisch eingesetzt, um Strom für Motoren, Antriebe, Bewässerungspumpen und sogar für das Öffnen und Schliessen von Weinbergtoren zu liefern.