Die Spanier

Auf der Suche nach Gold und Gewürzen landete der portugiesische Entdecker Juan Cabrillo, der für die spanische Krone segelte, 1542 von der Westküste Mexikos aus in der Bucht von San Diego an der Küste des heutigen Kaliforniens. Er beanspruchte Kalifornien, immer noch fest der Meinung, dies sei eine Insel, die „Island of California“, für die Spanische Krone. Schon seit 1493 unterhielten die Spanier viele Missionen im damaligen Mexiko, um die Kolonisation dieser Gebiete voranzutreiben. Es dauerte aber bis zum Ende des Siebenjährigen Kriegs von 1756-1763 in Europa bis zum nächsten Vorstoss in Richtung Kalifornien. Neben der Kolonialisierung wurden zwischen 1774 und 1791 zusätzlich Siedlungen durch spanische Missionare gegründet. Die Missionen waren unmittelbar an der Zurückdrängung und Dezimierung der einheimischen Bevölkerung Kaliforniens beteiligt. 

 

Aussenpolitisch war Neuspanien über viele Jahre geprägt vom Wettstreit zwischen Spanien und England um die Vorherrschaft in der Karibik. Mit der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten 1776 kam Bewegung in dieses Machtgefüge, zudem wuchs damit auch die Idee eines vom Mutterland unabhängigen Staatsgebildes bei den Siedlern und Soldaten auf dem Gebiete Neuspaniens.

Als Napoleon Bonaparte 1808 Spanien besetzte und König Ferdinand VII. ins Exil zwang, löste er indirekt die Unabhängigkeitsbewegung in Neuspanien aus. Wie im Mutterland formte sich der Protest gegen die Bonapartisten. Regierungskomitees (Juntas) übernahmen die Verantwortung. Die spanische Oberschicht in Neuspanien war gespalten: Die streng konservativen Kräfte weigerten sich, Initiative zu ergreifen und warteten beharrlich auf legitime Anordnungen durch den handlungsunfähigen König. Reformisten und Liberale sahen die Notwendigkeit, zu handeln und in eigener Verantwortung die Kolonie administrativ und politisch weiterzuführen. Dabei reichte die Bandbreite von Pragmatikern, die lediglich eine Zwischenlösung bis zur Rückkehr des legitimen Königs wollten, bis zu Radikalen, für die das Ziel die vollständige Unabhängigkeit des amerikanischen Staatsgebildes von Europa war.

 

1810 brach mit Miguel Hidalgo der Unabhängigkeitskrieg los, der kurioserweise im Namen des spanischen Königs gegen die Kolonialregierung gerichtet war. Als der Cortes von Cádiz 1812 die liberale Verfassung von Cádiz verkündeten, trat der konservative Vizekönig Francisco Javier Venegas zurück. 1814 kehrte Ferdinand aus dem Exil nach Spanien zurück, hob die Verfassung auf und regierte absolutistisch; militärisch war die Unabhängigkeitsbewegung fürs Erste niedergeschlagen.

Das Ende der spanischen Kolonialherrschaft kam mit der liberalen Revolution von 1820 in Spanien. Die Einheit der prospanischen Kräfte Mexikos zerbrach in ein liberales und ein absolutistisches Lager, und die fehlende Legitimation der Regierungsgewalt brachte die Unabhängigkeitsbefürworter auf den Vormarsch. Unter Vicente Guerrero flammte der Widerstand wieder auf. Als Oberst Agustín de Iturbide im Februar 1821 mit dem Grossteil der royalistischen Truppen auf die Seite der Rebellen überlief, war der Krieg militärisch entschieden. Die Spanier hielten nur noch wenige Städte, und der von der liberalen Regierung entsandte letzte faktische Vizekönig, Juan O’Donojú konnte nur noch die Unabhängigkeit Mexikos im Vertrag von Córdoba vom 24. August 1821 besiegeln. Dies war die Geburtsstunde Mexikos, das aber schon bald von seiner eigenen Geschichte eingeholt werden würde.