Paul Draper

(Gilt als Pionier und Persönlichkeit anhand seiner Verdienste)

Paul Draper wurde am 10. März 1936 in Evanston, Illinois, geboren.

 

Paul wuchs auf einer Farm auf und kam so schon früh mit der Landwirtschaft in Berührung. Er machte seine Abschlüsse an der Choate School in Wallingford, Connecticut und etwas später an der Stanford University, wo er Philosophie studierte. Hier kam Paul Draper zum ersten Mal mit Ridge Weinen in Kontakt. Das Weingut gehörte einer Gruppe von Ingenieuren des Stanford Forschungs Institutes. Nach seinem Abschluss im Jahr 1959 trat Draper in die Armee ein, wo er in Italien stationiert war. Während dieser Zeit fuhr Draper auf einem Motorrad durch die italienische Landschaft, um die Sehenswürdigkeiten aus seinem Lieblingsfilm «La Strada» zu sehen und die lokale Kultur, Küche und den Wein kennenzulernen. Nach seiner Entlassung aus der Armee verbrachte er einige Zeit an der Sorbonne und studierte französische Küche und Ernährung. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten arbeitete Draper auf Chateau Souverain im nördlichen Alexander Valley als Kellerassistent.

 

Im nächsten Jahr ging Draper im Rahmen eines Friedenskorpseinsatzes nach Chile, wo er zusammen mit Fritz Maytag, dem zukünftigen Besitzer der Anchor Brauerei, der ein anderer Freiwilliger und zudem ein Freund aus Stanford war, ein chilenisches Weingut pachtete. Durch die Verwendung von Cabernet-Rebstöcken aus den örtlichen Weinbergen konnte Draper erste Erfahrungen mit der Weinherstellung in einer sehr einfachen Umgebung sammeln. Während dieser Zeit las er auch viele Bücher über die Weinherstellung, um sein Wissen auf diesem Gebiet zu erweitern. Im Jahr 1968 reiste er nach Bordeaux, wo er mit dem Maître de Chai von Château Latour über die Weinherstellung sprach. Diese Erfahrung gab ihm das nötige Selbstvertrauen, um sich mit David Bennion einem der Gründer und damaligen Weinmacher des Ridge Weingutes zu treffen. 1969 hat Paul Draper die Position des Chef-Weinmachers bei den Ridge Vineyards übernommen.

 

Ridge hatte zwar einige Erfolge mit Cabernet-Weinen, aber die Aufgabe, mit der Draper betraut wurde, bestand darin, Ridge "respektabel" zu machen. Eine der ersten Aufgaben, die er in Angriff nahm, war die Modernisierung der Anlagen eines Weinguts, das bereits 1886 erbaut worden war. Danach konzentrierte er sich auf den Cabernet Sauvignon von Ridge und wurde zu einem Verfechter des Potenzials von Cabernet Sauvignon Weinen aus kühlem Klima. Die Lage in der Santa Cruz Mountains AVA, die Höhenlage der Weinberge von Ridge und die Nähe zum Pazifik sorgen für ein kühleres Klima, das sich deutlich von dem im Napa Valley oder Sonoma County unterschied. Draper machte sich auch das französische Weinkonzept des Terroirs zu eigen und begann mit der Herstellung von Einzellagenweinen, die auf dem Weinetikett mit dem Namen der jeweiligen Lage gekennzeichnet wurden. Als der Ruf seiner Weine wuchs, erkannten und achteten die Verbraucher bald einmal die Namen wie Monte Bello, Picchetti Vineyard, Jimsomare und Geyserville. Allesamt Abfüllungen mit Lagenbezeichnung und dies zum Anfang der 1970er Jahre!

 

Ohne jegliche formale Ausbildung in der Weinherstellung erlangte Draper zum ersten Mal Anerkennung für seinen Monte Bello Cabernet Sauvignon aus dem Jahr 1971, als dieser bei der Weinverkostung Judgment of Paris den fünften Platz belegte.

Draper spielte eine bedeutende Rolle in der Geschichte des kalifornischen Weinbaus, da er Pionierarbeit bei der Popularisierung von Weinen mit "Weinbergsbezeichnung" leistete und das Wiederaufleben des Zinfandels aus alten Reben initiierte.

 

Zusammen mit Joel Peterson von der Ravenswood Winery gilt Draper als eine der wichtigsten Figuren in der Geschichte des kalifornischen Zinfandels, da er die Traube aus der Vergessenheit rettete und ihr volles Potenzial als ernsthafter Wein demonstrierte.

 

In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren war der Zinfandel in erster Linie eine Traube aus denen Massenweine gekeltert wurden. Draper und Peterson erkannten das Potenzial der Traube, vor allem wenn diese an der richtigen Stelle und mit geringen Erträgen angebaut wurde. Vor seiner Ankunft auf dem Weingut hatte Ridge bereits Zinfandel in kleinen Mengen hergestellt, oft in Kombination mit Carignane und Petite Sirah, die Rebsorte Zinfandel stand aber nie im Mittelpunkt. Auch anderswo, in Kalifornien, stiess die Traube auf wenig Interesse.

Paul Draper erinnerte sich an die Lektionen, die er in Europa über die Vorteile alter Rebstöcke gelernt hatte, insbesondere im Hinblick auf niedrige Erträge. Er machte sich auf die Suche nach alten Zinfandel-Rebstöcken und wurde bald fündig. In mehreren Rebbergen fand Paul Anpflanzungen aus den 1880er bis 1900er Jahren. Im Laufe seiner Karriere entdeckte Paul weitere "ideale" Standorte für den Zinfandel, darunter Spring Mountain, Howell Mountain, Dry Creek Valley, Mendocino, Lodi, Paso Robles, Amador County und Geyserville. Obwohl in vielen dieser Gebiete schon seit langem Zinfandel angebaut wurde, erhielten die meisten dieser Gebiete nie viel Anerkennung, bis Draper und Ridge begannen, diese zu nutzen und ihr Terroir mit Weinen mit Lagenbezeichnung zu vermarkten.

Die Ridge Zinfandels sind einzigartige Gewächse. International gemessen wird das Weingut aber an ihren Cabernet Sauvignon Weinen.

 

Der Stil der Draper's Ridge Cabernets wird oft mit dem Stil der Alten Welt verglichen und die Kritiker stellten Gemeinsamkeiten mit den Premier Grand Crus aus dem Medoc fest. Dies ist auch ein Stil, den Draper aktiv zu parallelisieren versucht und oft Blindverkostungen seines Monte Bello Cabernet mit einer Flasche Château Latour durchführte, um ein Feedback zu den Unterschieden zwischen den beiden zu erhalten.

 

Draper ist ein grosser Befürworter der natürlichen Weinherstellung, obwohl Ridge kein zertifiziertes Bio-Weingut ist. Seine Ansicht entspringt dem Wunsch, die Weinberge sich selbst und ihr Terroir ausdrücken zu lassen, ohne dass der Mensch zu sehr eingreift. Er ist ein Kritiker von zu kräftigen, übermässig von Eichenholz dominierten und stark alkoholhaltigen Weinen, die aus zu reifen Früchten hergestellt werden. Paul zieht es vor, dass seine Weine mehr auf Finesse und Ausgewogenheit ausgerichtet sind. Ausserdem kritisiert er offiziell die hohen Weinpreise und auch die Verbraucher, die Wein zu Spekulationszwecken kaufen, anstatt diesen zu geniessen. Er übt auch scharfe Kritik am UC Davis Department of Viticulture and Enology, dass seiner Meinung nach die "industrielle Weinbereitung" gegenüber den traditionellen Methoden, die er, Paul Draper bevorzugt, in den Vordergrund stellt. Obwohl seine Weine oft eher im französischen Stil gehalten sind, bevorzugt er die Verwendung amerikanischer Eiche, da diese besser zu seinen Weinen zu passen scheint.

 

Ein Video über Ridge: https://youtu.be/FfbNe5bqmGw

 

Paul Draper zog sich 2016 als CEO und Chef Weinmacher von Ridge Vineyards zurück, blieb aber als Vorstandsvorsitzender im Amt. Ich erinnere mich nur zu gerne an ein Wine&Dine im Herbst 1989 hier in der Schweiz, an ein Picknick auf dem Weingut Ano 1992 und an unzählige fabelhafte Begegnungen mit Paul und seinen einzigartigen Weinen. Danke!

 

 

Im Jahre 2008 wurde Paul Draper in die Vintners Hall of Fame aufgenommen.

 

 

 

Im Herbst 2022 konnte ich ein paar Montebello Weine aus den Fässern probieren. Das Weingut hat das Fassprogramm umgestellt. Neu werden die Montebello Cabernet Weine jetzt in französischen Barriques ausgebaut. Ich war leider nicht gerade Fan der neuen Herangehensweise...