Ignacy Jan Paderewski

Ignacy Jan Paderewski wurde am 6. November 1860 in Kurytówka Polen geboren und verstarb am 29. Juni 1941 in New York. Er war ein polnischer Pianist und Komponist, Weinbauer, Politiker und Freiheitskämpfer.

Ignacys Vater, Jan Paderewski, war der Verwalter grosser Grundstücke und seine Mutter Poliksena Paderewski, geb. Nowicka, starb nur wenige Monate nach seiner Geburt. Vater und Sohn waren deshalb schon sehr bald auf ein Privatgrundstück nahe Żytomierz gezogen, wo der junge Ignacy in frühester Kindheit seine Liebe zur Musik entdeckte. Nach der Beteiligung seines Vaters am Januaraufstand 1863 und der darauffolgenden Inhaftierung entzogen die russischen Behörden dem Vater das Sorgerecht für ihn. Ignacy wurde von seiner Tante adoptiert. Nach der Haftentlassung seines Vaters und dessen zweiter Hochzeit zog er mit Vater und Stiefmutter nach Sudylkov nahe Schepetiwka. 

Zunächst erhielt Paderewski privaten Klavierunterricht. Im Jahr 1872 bewarb er sich mit 12 Jahren am Warschauer Konservatorium und bestand mithilfe der Klavierbauerfamilie Kerntopf die Aufnahmeprüfung für ein Musikstudium im Hauptfach Klavier. Nach erfolgreichem Abschluss im Jahre 1878 erhielt er das Angebot, Tutor der Klavierklassen an seiner Alma mater zu werden und nahm an. Zwei Jahre später heiratete er Antonina Korsakówna und sie gebar ihren ersten Sohn. Doch schon ein Jahr später, im Jahre 1881, erfuhren seine Frau und er von der schweren Behinderung ihres Kindes, kurz darauf verstarben Kind und Frau. Dies tragische Schicksal führte Paderewski schliesslich zum Entschluss, sein Leben ganz der Musik zu widmen.

In Wien feierte Paderewski im Alter von 27 Jahren (1887) sein musikalisches Debüt als Pianist. Bald schon erfreute er sich grosser Popularität und seine nachfolgenden Auftritte (1889 in Paris und 1890 in London) waren grosse Erfolge. Sein brillantes Klavierspiel sorgte für hysterische, nahezu masslose und übertriebene Bewunderung, und dieses Phänomen wiederholte sich bei seinen Tourneen durch die USA 1891 und 1892. "Paderewski" wurde das Synonym für ein Höchstlevel an Klaviervirtuosität.

1896 spendete Paderewski $ 10,000 zur Errichtung des «Paderewski Fund for the Encouragement of American Composers», um in den USA Nachwuchstalente zu fördern.

1898 errichtete er eine vergleichbare Stiftung in Leipzig.

Von 1896–1902 hatte Paderewski seinen Wohnsitz in der Villa Riond-Bosson in Tolochenaz am Genfersee. Als zweiten Wohnsitz nutzte er das 1897 erworbene, einstöckige Herrenhaus mit imposanter Kolonnade in Kąśna Dolna bei Tarnów, dass ein typisches Haus des polnischen Adels ist. 1899 heiratete er als Witwer seine zweite Frau Baronesse de Rosen (1856–1934).

Gemeinsam mit seiner Ehefrau emigrierte er 1902 in die USA. Zwei Jahre später gaben das Ehepaar Paderewski in Zusammenarbeit mit dem polnisch-französischen Komponisten Henri Kowalski Konzerte in Australien und Neuseeland.

Anlässlich des 40. Jahrestages des polnischen Januaraufstandes im Jahre 1903 verabschiedete sich Paderewski für ein Jahr vom Konzertpodium, um in seinem Schweizer Domizil die ersten Skizzen zur Sinfonie in h-Moll op. 24 zu komponieren. Polonia (lat.für Polen) überschrieb er sie, vermutlich in Anlehnung an die 1863 erschienene Bildserie von Artur Grottger, die eine unmittelbare Reaktion auf den fehlgeschlagenen Januaraufstand war und die Wirklichkeit des täglichen Lebens und Leidens im Polen des 19. Jahrhunderts darstellte. Fünf Jahre arbeitete Paderewski an der Sinfonie und entwickelte sie zu einem 75-minütigen, monumentalen Instrumentalwerk, das auf die polnische Nationalhymne "Noch ist Polen nicht verloren" anspielt. Es kann als Ankündigung der politischen Aktivitäten Paderewskis verstanden werden, da er nach der Sinfonie (abgesehen von einer Militärhymne für die Polnische Armee in den USA 1917) nicht mehr komponierte. Als hätte er mit der Sinfonie "Polonia" kompositorisch alles gesagt, was aus seiner Sicht zu sagen ist. Die öffentliche Uraufführung fand am 12. Februar 1909 mit dem Boston Symphony Orchestra unter Max Fiedler statt und war ein grosser Erfolg. Es folgten bedeutende Aufführungen in Paris und London, ehe seine Sinfonie 1911 auch in Warschau erstmals erklang.

 

Im Jahre 1913 war Ignacy erneut auf einer Tournee durch die USA und spielte auch in Paso Robles, wo er zudem eine Tournee-Pause einlegte, um in den Heilbädern Linderung seines Rheuma-Leidens zu finden. Er verliebte sich kopfüber in die Landschaft, die ihn sehr an seine Heimat Polen erinnerte und erwarb rund 850 Hektaren Land westlich vom Städtchen Paso Robles und gab dem erworbenen Land den Namen „Rancho San Ignacio“. Er entschied sich Zinfandel und Petit Syrah anzubauen, deren Trauben im Herbst zur Weinbereitung in die York Mountain Winery gekarrt wurden um daraus seinen eigenen Ignacio Ranch Wein keltern zu lassen. Das Unternehmen war sehr erfolgreich und Ignacys Weine wurden sogar mit namhaften Preisen ausgezeichnet. Die Los Angeles Times meinte sogar “sein Wein sei beliebter als seine Musik“! Wann immer es Ignacy möglich war, besuchte er Paso Robles und seine Ranch.

Ebenfalls hat er in Santa Maria ein 12'000 ha grossen Landstück gekauft, um darauf Erdöl zu fördern.

 

Während des Ersten Weltkriegs wurde er dank seiner internationalen Popularität Sprecher des Polnischen Nationalkomitees in den USA. Im Anschluss an ein Konzert im Weissen Haus konnte er US-Präsident Woodrow Wilson dazu bewegen, die Wiedergründung Polens zu einer seiner Kernforderungen für die Neuordnung Europas zu machen (Punkt 13 in Wilsons 14-Punkte-Programm).  Gegen Ende des Ersten Weltkrieges reiste Paderewski nach Posen; mit seiner öffentlichen Rede vom 27. Dezember 1918 begannen die polnischen Einwohner Posens den Grosspolnischen Aufstand gegen Deutschland und siegten.

 

Als erster Ministerpräsident des soeben wiedergegründeten Polens führte Ignacy Paderewsky gemeinsam mit Roman Dmowski die polnische Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 und unterzeichnete für Polen den Versailler Vertrag.

 

Im Jahr 1922 beendete Paderewski auch seine politischen Tätigkeiten und kehrte zur Musik zurück. Sein erstes Konzert hielt er nach einer langen Konzertpause in der New Yorker Carnegie Hall mit beachtlichem Erfolg. Er füllte in New York auch den Madison Square Garden mit 20'000 Sitzplätzen und tourte schliesslich durch die Vereinigten Staaten in einem privaten Eisenbahnwagon.

Nach dem deutschen Polenfeldzug 1939 kehrte Paderewski ins politische Leben zurück. Er wurde 1940 Leiter des Polnischen Nationalrates (Beratungsorgan der Polnischen Exilregierung) und rief als 80-jähriger Künstler auch seinen Unterstützungsfonds für polnische Kriegsopfer wieder ins Leben. Um für diesen Fonds Geld zu spenden, gab er einige Konzerte (meist in den Vereinigten Staaten). Doch quälte ihn inzwischen eine Altersdemenz: So berichtet eine Anekdote, Paderewski sei bei einem grossen Konzert im Madison Square Garden mit 20'000 Sitzplätzen nicht erschienen, weil er dachte, er habe das Konzert bereits gespielt.

Paderewski erkrankte am 27. Juni 1941 an Lungenentzündung während einer Benefiz-Konzerttournee durch die USA, um Geld für polnische Kriegsopfer zu sammeln. Trotz erster Anzeichen einer Besserung und Genesung starb er zwei Tage später im Alter von 80 Jahren am 29. Juni 1941 in New York. Sein Leichnam wurde im Arlington National Cemetery bestattet. Am 28. Juni 1992 wurde sein Leichnam in die Warschauer Johanneskathedrale überführt.

Paderewski war weltweit derart bekannt und beliebt, dass im Jahre 1953 Motion Picture den Klavierlehrer der US-amerikanischen Filmkomödie Die 5000 Finger des Dr. T. seinen Schülern sagen lässt, er wolle aus ihnen "einen Paderewski machen“ 

 

Am 8. Oktober 1960 veröffentlichte das "United States Post Office Department" zwei Briefmarken zu Ehren und im Gedenken Paderewskis. Die Volksrepublik Polen ehrte ihn auch mit Postmarken bei mindestens drei Anlässen. Im Jahre 1960 wurde Ignacy Jan Paderewski sogar ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame von Los Angeles verliehen.  Das Fryderyk-Chopin-Institut in Warschau ist seit über sechzig Jahren Herausgeber der Paderewski-Edition, die lange Zeit als massgebliche Notenausgabe der Werke Chopins galt.

 

Eine Baureihe von Steinway-Flügeln trägt die Bezeichnung „Paderewski Sonderedition“. Ausserdem sind Strassen und Schulen in vielen Grossstädten Polens sowie im US-amerikanischen Perth Amboy und Buffalo nach Paderewski benannt. Der Flughafen Bydgoszcz (Bromberg) und die Musikakademie Posen tragen ebenfalls seinen Namen. In den Vereinigten Staaten gibt es inzwischen zwei Paderewski-Musikfestivals, die beide im November gefeiert werden: Das erste Festival wird seit 1993 jährlich in Paso Robles, Kalifornien gehalten, das zweite Festival seit 2014 in Raleigh, Nordkalifornien.

 

Seinen Landsitz mitsamt all seinen Weinbergen wurden seiner Stiftung übertragen. 2004 konnte das Geologen Ehepaar Liz und Bill Armstrong dieses grosse Grundstück erwerben. Es wurde mit verschiedenen Rebsorten neu bestockt und bereits 10 Jahre später ist nachvollziehbar, was für einen guten Riecher Ignacy Paderewski hatte, als er das damalige Brachland zum Teil in Rebberge umfunktionierte. 2010 konnten die Amstrongs zudem die alte York Mountain Winery kaufen, auf der laufend umgebaut wird um den neuen Ansprüchen für das Keltern gerecht zu werden.