Pinot Noir

Ampelographisch gehört Pinot Noir zur Familie der Noirien-Rebsorten. Sie ist über tausend Jahre alt, deshalb stark gewandelt und in zahlreichen Varianten bekannt, wie Pinot Blanc, Pinot Meunier, Pinot Gris und Pinot Madeleine (Frühburgunder) beweisen. Allein in Frankreich kennt man heute über 50 verschiedene Klone, von denen jeder einzelne eine charakteristische Morphologie der Traube und stark voneinander abweichende Ertragsleistung, Resistenz gegenüber Fäulnis und Reifeverhalten besitzt. Generell ist Pinot Noir dünnschalig und deshalb frühreifend, weshalb er sich besonders in den nördlichen Weinbauregionen durchgesetzt hat.

Pinot treibt früh aus und ist deshalb auch sehr empfindlich gegenüber den Spätfrösten. Feuchte kühle Böden in tiefgelegenen Lagen mag er gar nicht, er gelingt am besten auf kargen Kalksteinböden in kühlen Klimata, weil dort die früh reifenden Trauben in der Regel nicht zu reif werden, um Aroma und Säure zu verlieren.

Pinot Noir stellt hohe Ansprüche an die Lagenqualität, das Mikroklima und die Pfropf-Unterlage. Es ist eine zickige Rebsorte, die anfällig ist für beide Mehltauarten, für Fäulnis (seine Beerenhaut ist dünner als alle anderen roten Sorten) und die Reiser- sowie Blattrollkrankheit. Deshalb ist die Qualität des Standortes, der dortigen Bodenchemie und des Mineralienhaushaltes so wichtig. Pinot Noir ist eine sehr anspruchsvolle Terroir-Rebsorte, die, wenn alles zusammenpasst, Weine von Weltformat hervorzubringen vermag!

Doch auch im Keller verhält sich Pinot Noir zickig. Dort dient die Weinbereitung der möglichst schonenden Extraktion seiner dünnschaligen Beerenschalen, denen man möglichst viel Farb-, Geschmacks- und Aromastoffe entziehen möchte, ohne dabei zu viel bittere Gerbstoffe zu extrahieren. Deshalb gibt es wie bei keiner anderen Rebsorte grundsätzliche ‚Schulen’ der Weinbereitung, die das enorme Stilspektrum der Rebsorte weltweit erklären. Es ist neben der Herkunft tatsächlich vor allem die fordernde Weinbereitung, die das Bild des Pinot Noir prägt. So vergärt man ganz grundsätzlich entweder mit oder ohne Stiele und Stängel, also abgebeert oder nicht; es gibt als ein Extrem die sogenannten Kaltvergärer, die unter starker Schwefelung die Trauben kalt mazerieren, um ihnen möglichst viel Frucht und Farbtiefe ohne zu viele Gerbstoffe abzugewinnen, und als entgegengesetztes Extrem die Traditionalisten, die ohne Eingriffe warm vergären und dadurch relativ hellfarbige Weine erhalten, die aber voll aromatischer Finesse und Eleganz sind.  

Stilistik, Aroma und Geschmack reichen im Pinot Noir deshalb von fest, fast schon streng, über sauer, Tannin schwer, bis zu unübertrefflich weich, samtig und aromatisch komplex. Den Ideal-Pinot gibt es nicht. Den muss jeder für sich finden. Wir definieren guten Pinot als in Duft und Geschmack deutlich an Schwarzkirschen erinnernd in einem Mundgefühl, dessen sensible Harmonie von Frucht und Gerbstoff, Süsse und Säure so ausbalanciert ausfallen kann, wie man es in der Welt des Weines bei keiner anderen Rebsorte findet.

Die Stilistik der kalifornischen Pinot Noirs geht eher in die Richtung der Schweizer Blauburgunder Weine. Wohl aber mit mehr Kraft und Druck und auch einem etwas üppigerem Geruch und Geschmacksprofil. Sie sind nicht uncharmant oder uninteressant deswegen, sie sind einfach von Haus aus etwas mächtiger und dichter.

Es gibt sehr spannende und auch sehr tolle Pinot Noirs in Kalifornien.

Es sind auch schon grosse kalifornische Pinot Noir Weine entstanden, die durchaus auch als solches bezeichnet werden können. Die besten Ergebnisse sind rund um Santa Barbara zu finden, dann sicher im Osten der Central Coast und im westlichen Teil des Sonoma Countys. 

Mit den grossen Roten Weinen aus dem Burgund haben diese Pinot Noirs aus Kalifornien aber eher weniger zu tun, obwohl sie aus der gleichen Traubensorte gekeltert werden. Zu unterschiedlich ist das Terroir und auch das Klima.  

Man darf aber durchaus gespannt sein was diesbezüglich und zukünftig in Kalifornien noch gekeltert und abgefüllt wird.