Thomas Rivers Brown

Thomas Rivers Brown ist einer der umtriebigsten Önologen Kaliforniens.

Da wir keinen direkten Bezug zu Thomas Rivers Brown haben, haben wir als Grundlage zu diesem Bericht einen Beitrag vom Wine Spectator verwendet. Dieser ist  vom 15. November 2018, verfasst von James Laube.

 

Derzeit arbeitet Brown mit beinahe 50 Kunden, also Weingüter oder Weinbrands zusammen und ist für 800 Tonnen Trauben von über 150 Hektaren Rebland verantwortlich, aus denen etwa so um oder mehr als 150 verschiedene Weine entstehen. In Jahre 1996 zog Thomas von South Carolina hierhin ins Napa Valley.

Seitdem hat sich der 52-jährige Brown zu einem der erfolgreichsten Weinmacher von Napa und Sonoma entwickelt. Er leitet und überwacht einige der begehrtesten Weinmarken innerhalb der North Coast.

 

Die Liste seiner Kunden besteht meistens aus gut betuchten Personen, die sich für den «Livestyle» im Weinland entschieden haben und sich dem Wein nahe fühlen. Einer der Bekanntesten ist sicherlich Schrader Cellars, gegründet von Fred Schrader, einem Kunst- und Antiquitätenhändler. Fred hat zwar seinen «Brand» an die Constellation Brands verkauft, jedoch keltert Brown weiterhin diese Prezisiosen. Zu anderen Kunden gehören etwa der Baseballstar Tom Seaver der Besitzer von GTS, der ehemalige NFL-Manager Carmen Policy von Casa Piena, der fünf Super Bowl-Ringe aus seiner Zeit bei den San Francisco 49ers vorweisen kann, und der Geschäftsmann Kevin Kinsella, der die Einnahmen aus dem Broadway-Hit Jersey Boys nutzte, um ein Weingut im Dry Creek Valley im Sonoma County zu gründen.

Thomas Rivers Brown hat einen guten Zugang zu den Trauben von Andy Beckstoffer und auch zu dessen Rebenparzellen innerhalb des To Kalon Rebberges.

 

Rivers-Marie ist Browns eigene Marke, die in den frühen 2000er Jahren auf den Markt kam. Das Label, das Browns zweiten Vornamen und den seiner Lebensgefährtin Genevieve Marie Welsh verwendet, stellt mehr als ein Dutzend Weine her, darunter neben den Napa Cabernets auch Chardonnay und Pinot Noir aus Sonoma.

 

Als Thomas ins Valley kam fand er eine Anstellung im All Seasons in Calistoga, dem damaligen sehr beliebten Weinrestaurant in Calistoga. Er begann in der Vinothek und der Weinbar zu arbeiten, wo sich Weinkenner trafen, und ihre Ansichten austauschten. Diese Kameradschaft mit den Weinfreunden war genau das, was Brown suchte. Sie sprach seinen Intellekt an und als er mehr und mehr Informationen aufnahm, begann er eine Möglichkeit  für sich in der Weinwelt zu sehen. "Eine Sache, die ich über Wein erkannt habe, ist, dass man nie alles wissen kann", sagt Brown. "Das hat meine intellektuelle Neugierde geweckt.

 

Im All Season lernte er auch Ehren Jordan kennen dieser war einer der ersten, der Browns Leidenschaft für Wein und seine Multitasking-Fähigkeiten bemerkte.

Jordan genoss den Umgang mit Brown so sehr, dass er ihn im folgenden Jahr als Mitarbeiter bei Turley Wine Cellars einstellte.

 

Als Absolvent der Universität von Virginia in den Fächern Wirtschaft und Literatur dachte Brown, dass er eines Tages an der Wall Street landen würde. Wein gehörte nicht zu seinen ursprünglichen Plänen. Im Keller des Vaters einer Freundin kam er zum ersten Mal in den Genuss eines besonderen Weins. Es war ein Chardonnay von Kistler, der 1992er Cuvée Cathleen. Kistler war schon früh führend in der Verfeinerung des Chardonnays und schuf reichhaltige und doch elegante Weine, die Brown nachhaltig beeindruckten.

 

Browns fehlende formale Weinausbildung erwies sich weniger als Hindernis denn als Vorteil, als eine Art unbeschriebenes Blatt, das es ihm ermöglichte, Dinge selbst zu entdecken oder Dinge, die er von Kollegen lernte, aufzunehmen, um seine eigene Philosophie zu entwickeln. "In gewisser Weise ist man dadurch weniger gehemmt", sagt Jordan über Browns autodidaktische Weinausbildung.

 

Im Jahr 2000 gelang Brown der grosse Wurf, als er einen Beraterjob bei zwei der am schnellsten aufsteigenden Stars des Napa Cabernet erhielt: Fred Schrader von Schrader Cellars und Tor Kenward von Tor. Beide kauften Cabernet von Beckstoffer To Kalon Vineyard, und da die beiden Marken einen ähnlichen Stil und eine ähnliche Herangehensweise an die Weinherstellung haben, war dies für alle Beteiligten von Vorteil.

 

Im Laufe der Zeit wurde Brown und Schrader engere Freunde. Schrader war Anfang der 1990er Jahre mit Colgin-Schrader ins Weingeschäft eingestiegen, einem Projekt mit Ann Colgin, seiner damaligen Frau. Das Paar liess sich 1997 scheiden, wobei Colgin das Weingeschäft behielt und Schrader sein Kunstunternehmen. Es dauerte aber nicht lange, bis Schrader wieder in das Weingeschäft einsteigen wollte. 1998 gründete Fred Schrader sein neues Weinunternehmen.

 

Was Browns Karriere wirklich vorantrieb, war seine und Schraders Entscheidung, Schraders Angebot von To Kalon zu erweitern und das Angebot von einem auf fünf verschiedene Weine aufzustocken. Er war beeindruckt von Browns Fähigkeit, einen Weinberg «zu lesen» und zu wissen, was ein junger Wein im Fass braucht oder nicht. Als sie die Weine selektionierten, erwies sich der Entscheid fünf verschiedenen Abfüllungen in die Flaschen zu bringen als sinnvoll.

 

Beide Männer sind, oder waren, auf den Umgang mit Tannin fixiert und versuchen, allzu aggressive oder schwerfällige Weine zu vermeiden, und bevorzugen stattdessen plüschige, charmante Weine. Es ist ein beliebter Stil, der darauf abzielt, sofortigen Genuss zu bieten und man erwartet nicht, dass die Verbraucher einen Wein ein Jahrzehnt lang lagern und hoffen, dass die Tannine nachlassen. Ihre Weine waren ein frühes Portal in die Richtung, in die sich die Napa Cabernet bewegten, in Bezug auf Opulenz, Eichenholzpräsenz und texturale Harmonie. So so....

 

Schliesslich verkaufte Fred 2017 sein «Weingut», das nach meinem Verständnis keines war. Fred besass keinen einzigen Rebstock, er erwarb jeweils das benötigte Traubengut für seine Weine von Andy Beckstoffer. Auch war im Preiss von 60 Millionen Dollar keine Produktionsstätte für die Weine mit dabei enthalten. Für den «Brand» und die Mailingliste

60 Kisten hinzublättern, da muss man schon überzogen sein von einer Sache!

 

Brown ist viel aktiver und präsenter als andere Weinmacher, die die Weinherstellung oft aus der Ferne steuern. Er überwacht seine Weine, indem er sie in einer von drei Anlagen keltert und ausbaut, so dass er in der Lage ist, alle seine Weine so oft zu verkosten, wie er will.

 

Brown gibt zu, dass er gerne so viele Bälle wie möglich in der Luft hält, weil er weiss, dass einige auf dem Boden aufschlagen werden. Seine Kunden sind begeistert, dass Brown ihre Weinherstellung leitet und erkennen, dass Brown selbst in einem Tal voller talentierter Weinmacher etwas Besonderes ist.

 

Einige der Marken, mit denen Brown zusammenarbeitet, gehen auf seine Anfänge zurück. Er übernahm die Aufgaben von Chiarello und Outpost von Jordan, als letzterer zu Turley Cellars wechselte. Casa Piena, GTS, Shibumi Knoll und Maybach wurden in den frühen 2000er Jahren zu seinen Kunden. Zu den jüngeren Neuzugängen gehören Revana, Round Pond, Vermeil, Stone the Crows, Pulido Walker, Riverain und Ampere. Ferrari-Carano im Alexander Valley hatte mit seiner Prevail-Abfüllung zu kämpfen, aber die Arbeit mit Brown führte zu einem Quantensprung in der Qualität des Prevail. Brown organisiert auch ein Weinprogramm für das neue Four Seasons, das in Calistoga gebaut wird.

 

All das macht er mit zwei Vollzeit-Assistenten: Will Segui, der speziell den Betrieb von Rivers-Marie beaufsichtigt, und Dan Ricciato, der die Weinberge überwacht, aus denen Brown die Trauben bezieht.

 

In seiner Rolle als Berater führt Brown für jeden seiner Kunden unterschiedliche Aufgaben aus und stellt ihnen auch unterschiedliche Rechnungen - entweder pro Tonne oder je nachdem, welche Aufgaben er erledigt oder wie viel Zeit er aufwendet. Manchmal basiert sein Gehalt auf der Produktion von Kisten, manchmal auf dem Erfolg einer Marke.

 

"Ich möchte nicht, dass die Gebühren so hoch sind, dass sie am Ende das Wein-Projekt aufhalten", sagt Brown. Aber in der Regel geht es seinen Kunden mehr um Qualität als um die Kosten des Geschäfts. Die meisten sind so wohlhabend, dass die möglichen Gewinne aus ein paar hundert Kisten nicht wirklich ins Gewicht fallen.

 

Ein neuer Kunde zahlt anfangs vielleicht vergleichsweise wenig, aber vielleicht mehr, wenn der Wein an Aufmerksamkeit gewinnt. Die Preisgestaltung passt sich an, wenn die Marken wachsen und Brown seinen Wert unter Beweis stellt. Zu Beginn verlangte er von Maybach 20.000 Dollar pro Jahr, doch inzwischen sind es 150.000 Dollar. Schrader ist (war) mit etwa 700.000 Dollar pro Jahr sein bestzahlender Kunde.

 

Etwa zweimal im Jahr nimmt Brown einen neuen Kunden unter Dutzenden von Bewerbern an. Wenn er ausgewählt wird, ist das so, als würde man im Profisport in der ersten Runde ausgewählt.

 

Um auf Browns Radar aufzutauchen, müssen die Kandidaten einen Weinberg haben, der die Weine vorantreibt - und sehr tiefe Taschen. Das letztgenannte Kriterium ist das einfachere von beiden; die Preise für Weinberge und die Verfügbarkeit sind die weitaus grösseren Hindernisse. Land oder ein bepflanzter Weinberg im Napa Valley kostet in guten Lagen um die 500.000 Dollar pro Hektar. Einige kosten sogar 3 Million Dollar und mehr. Nur, es ist beinahe nichts zu kaufen.

 

"Wenn jemand keinen Weinberg hat oder das Geschäft nicht versteht, ist das ein leichtes 'Nein'", sagt Brown. Seiner Meinung nach hängt der Erfolg eines Weins direkt von der Qualität der Weinberge ab, aus denen er stammt. "Wenn man B+ Trauben erntet, bekommt man auch B+ Weine", sagt er. Er hat gelernt, wie er seine Weinpartner auswählt. Alle seine Kunden haben A+ Weinberge.

 

Seine strengen Massstäbe können das Interesse jedoch kaum aufhalten oder gar bremsen. Der Besitz eines Weinbergs in Napa oder Sonoma ist zu einem archetypischen Statussymbol geworden. Aber zu viele Investoren, die sich Winzer nennen, hoffen, dass sich ihre Investitionen schnellstmöglich amortisieren und sie schnell Gewinn machen, sagt Brown, und dies seien unrealistische Vorstellungen.

 

"Sie müssen wissen, dass es Zeit braucht, einen Weinberg, einen Stil oder eine Marke zu etablieren", sagt Brown. "Ich sage ihnen, dass sie die Belohnungen geniessen sollen", wobei die Belohnungen ein angenehmer Lebensstil sind. "Sie werden viel Geld verlieren, bis Sie verkaufen, und dann werden Sie viel Geld verdienen", sagt er mit einem verschmitzten, wissenden Lächeln.

 

Für diejenigen, die sich Browns Gütesiegel verdienen, kann dies der Beginn von etwas Besonderem sein. Die Preise für seine Weine sind hoch, aber das scheint die Verbraucher nicht zu stören. Die Verfügbarkeit ist eine grössere Herausforderung; die meisten Weine werden in Mengen von nur 150 bis 350 Kisten hergestellt

 

Der Wein im Haushalt der Browns ist ein vielfältiges Erlebnis. Brown schätzt, dass er pro Jahr 100.000 Dollar ausgibt, um Wein zu verkosten. Er sammelt Champagner und Châteauneuf-du-Pape. Er kauft auch ältere kalifornische Cabernets und gelegentlich Bordeaux. Sie alle sind Teil seiner ständigen Weiterbildung.

 

"Der eigentliche Schwerpunkt ist für mich die Dreifaltigkeit von Pinot Noir, Nebbiolo und Grenache", sagt er. "Es gibt einen gemeinsamen Nenner bei diesen Weinen, nämlich Schwere, ohne schwer zu sein. Ich betrachte mich definitiv als einen Trinker mit viel Volumen, daher mag ich Rebsorten, die Eindruck machen, aber auch dazu anregen, mehr Gläser zu trinken. Diese drei Rebsorten bieten Aromen, die mich in ihren Bann ziehen. Sie haben alle eine gute Präsenz am Gaumen, ohne ermüdend zu sein.

 

So, das wäre geschafft! Der Bericht vom Spectator aus dem Jahre 2018 hatte einen Umfang von über dreitausendsechshundert Wörter. Diesen habe ich jetzt halbiert.