Jean-Claude Boisset - JCB

Irgendwie passend, diese Zeilen schreibe ich auf meiner neuen Maschine. Der alte Apfel kommt ins Familienmuseum, der hat dies mehr als nur verdient. Er war ein treuer Begleiter, ist nie abgestürzt und meistens hat er auch das getan, was ich wollte. J

 

Jean Claude Boisset - ein Wirbelwind, ein Tausendsassa, ein Schöngeist und ein Bonvivant.

 

Was Jean-Claude Boisset in den letzten paar Jahren alles entstehen liess, sucht seinesgleichen. Das er durch sein Tempo und seine Omnipräsenz auch an gewissen Punkten aneckt, versteht sich von selbst.

Es ist nicht auszumalen, wie es wäre, wenn alle Franzosen so extrovertiert wie Jean-Claude Boisset wären, der in Kalifornien respektvoll «JCB» genannt wird. Er, der im eher engstirnigen und introvertierten Burgund aufgewachsen ist, fand im sehr liberalen und im «fast alles ist möglich» Kalifornien sein gewünschtes Betätigungsfeld und Umfeld.

 

Jean-Claude Boisset ist der Sohn von Jean-Charles und Claudine Boisset, die 1961 ihr Familienweingut Jean-Charles Boisset in Burgund, Frankreich, gründeten. Innert wenigen Jahren war die Unternehmung Jean-Charles Boisset, die sich vor allem als Negociant einen Namen machte, zu einer respektablen Grösse herangewachsen. Nach und nach konnte die Familie Rebland käuflich erwerben, damals war das noch verfüg- und bezahlbar.

 

Jean-Claude wurde 1969 geboren und wuchs in Vougeot auf. JCBs Grosseltern gehörten der französischen Résistance an und sein Grossvater kämpfte im Zweiten Weltkrieg. Die Beteiligung seiner Grosseltern am Krieg führte zu einer starken Bewunderung für die USA, und Jean-Claude erinnerte sich, dass seine Grosseltern ihm als Kind Geschichten über die US-Soldaten erzählten, die für die Befreiung Frankreichs kämpften. Seine Grosseltern ermutigten ihn, die Vereinigten Staaten zu besuchen und davon zu träumen, eines Tages dort zu leben.

 

Boisset kam natürlich schon sehr früh mit der Weinbranche in Berührung. Er wuchs im Haus seiner Familie in der Nähe vom Clos de Vougeot auf und verbrachte viel Zeit in den Weinbergen der Familie. Als Jean-Claude Boisset sieben Jahre alt war, durfte er Minimengen von zwei Weinen aus dem Burgund probieren: einen 1969 Clos de Vougeot und einen 1964 Bonnes Mares. Schliesslich nannte er einen Wein unter seinem JCB-Etikett "No. 7", als Hommage an seine erste Weinprobe.

 

Im Alter von 12 Jahren besuchten Jean-Claude und seine Schwester Nathalie 1981 zum ersten Mal mit ihren Grosseltern die Vereinigten Staaten. Sie besuchten Kalifornien, insbesondere Monterey, San Francisco und Sonoma. Ihre Grosseltern nahmen sie mit auf eine Besichtigung des Weingutes Buena Vista Winery. Später an diesem Tag liessen die Boissets Grosseltern ihn und seine Schwester einen Chardonnay der Weinguts Buena Vista Winery probieren, den sie während der Besichtigung des Weinguts gekauft hatten. Über diesen Wein sagte Jean Charles: "Ich war wie gebannt - so reine, elegante und tropische Noten, wie wir sie im Burgund nicht kannten!" Nach dem Besuch des Weinguts schlug JCB seiner Schwester vor, dass er eines Tages ein Weingut in Kalifornien besitzen wolle. 30 Jahre später war es dann so weit Jean Charles erwarb die baufällige Buena Vista Winery.

Fügung oder Schicksal? 

 

Als junger Mann interessierte sich Jean-Claude Boisset weniger für Wein als für andere Dinge. Beinahe wäre er Profifussballer geworden. Er studierte Wirtschaft und Finanzen an der University of London, gefolgt von einem Aufbaustudium an der University of California, Los Angeles. Er erwarb schliesslich einen Master of Business Administration an der University of San Francisco.

 

Mitte der neunziger Jahren wollte die Familie Boisset das Büro von Boisset America, die heute Boisset Collection, in San Francisco schliessen. Jean-Charles entschied sich, das Büro weiterzuführen und zog nach San Francisco um. Kurz darauf kaufte Boisset sein erstes kalifornisches Weingut, die Lyeth Estates. 1999 gründeten Boisset und seine Schwester Nathalie Boisset die Domaine de la Vougeraie mit den Weinbergen der Familie an der Côte de Nuits und an der Côte de Beaune. Im Jahr 2003 erwarb Boisset die DeLoach Vineyards in kalifornischen Russian River Valley AVA im Sonoma County.

 

In Jahre 2006 lernte Jean-Chlaude, Gina Gallo von den Gallo Family Vineyards, an einer Degustation in Bordeaux kennen. Sie heirateten 2009 im Fairmont Hotel San Francisco. Das Paar hat Zwillingsmädchen, die 2011 geboren wurden.

 

Im Jahr 2011 erwarben Boisset und Gallo das ehemalige Haus von Robert Mondavi im Napa Valley. Die Familie besitzt ausserdem eine Wohnung im Viertel Nob Hill in San Francisco und ein Haus in Burgund in Frankreich. Die Familie reist mehrmals im Jahr ins Burgund, um Zeit mit Boissets Familie zu verbringen und ihren Töchtern die französische Kultur näher zu bringen. Obwohl sie beide in der Weinbranche tätig sind, arbeiten Boisset und Gallo nicht offiziell an gemeinsamen Weinprojekten.

 

2009 konnte Jean -Claude die Raymond Vineyards im Napa Valley erwerben und zwei Jahre später kaufte er dann die Buena Vista Winery im Sonoma County

 

Insgesamt umfasst die Boisset Collection heute 24 Weingüter in Burgund, Beaujolais, dem Rhônetal, Südfrankreich, Napa, Sonoma und Monterey in Kalifornien, und Quebec in Kanada. Die Weingüter der Familie sind für den biologischen und teilweise auch für den biodynamischen Weinbau zertifiziert.

 

Jean -Charles’ grosses Bestreben zielt dahin, dass er den Besuchern und Gästen seiner jeweiligen Weingüter ein rundum und vor allem ein unvergessliches Erlebnis bieten will

 

Man kann jetzt ins Feld führen, dass das ganze Drumherum nicht direkt mit dem Wein und dessen Qualität zu tun hat, und doch sind die unterschiedlichen Inszenierungen auf seinen Weingütern einmalig und wirklich unvergesslich. Es ist eine surreale Mischung von Disney und einem durchgeknallten Film. Wirklich einzigartig.

Für seine Ausstattungen der Weingüter und der Besucherräume ist nur gerade das Beste gut genug. Irgendwie ein Stil, der mit opulentem neuzeitlichem Barock umschrieben werden könnte. Es gäbe noch einen anderen Ausdruck, der ist aber nicht ganz jugendfrei!

 

Was Jean Claude ebenfalls hoch anzurechnen ist, dass er verschiedene historische Häuser und Geschäfte innerhalb der Napa Valleys gekauft und aufwändig restauriert hat. Edel, teilweise pompös und eben in einem ganz eigenen Stil.    

 

Unter der Leitung von Jean-Claude wurde Raymond zu einem biodynamischen Erzeuger. Auf dem Gelände befindet sich eine 5000m2 grosse Ausstellung über die biodynamische Landwirtschaft, das sogenannte «Theater der Natur». Die selbstgeführte Ausstellung ist die grösste Ausstellung über biodynamische Praktiken in der Region. In einer vom «Theater» inspirierten Ausstellung in fünf Akten erfahren die Besucher, wie sich die biodynamische Landwirtschaft auf die Weine von Raymond Vineyards auswirkt. In den Gärten des «Theater of Nature» werden biodynamische und biologische Produkte angebaut.

 

Darüber hinaus ist Raymond für die vielen "Erlebnisse" bekannt, die den Gästen geboten werden, darunter der "Crystal Cellar" mit von der Decke hängenden Schaufensterpuppen, Baccarat-Kristall und Silber von Christofle. Das «rote Zimmer» ist mit rotem Samt im Stil einer Burleske eingerichtet. Das Weingut verfügt auch über einen hundefreundlichen Raum, der nach Boissets eigenem Hund «Frenchie» benannt ist.

 

Im Jahr 2012 wurde Raymond Vineyards von Wine Enthusiast als «American Winery of the Year» ausgezeichnet. 2014 wurde das Weingut von Great Wine Capitals als regionaler Gewinner für «Innovative Wine Tourism Experiences» ausgezeichnet. Raymond Vineyards wurde 2014 vom «CellarPass» als "Best Unique Tasting Experience" ausgezeichnet.

 

Ende 2015 stellte Raymond LVE: Legend Vineyard Exclusive vor, ein Label mit einem Napa Valley Chardonnay und einem Napa Valley Cabernet Sauvignon, das von Boisset, Stephanie Putnam und dem Singer-Songwriter, John Legend, kreiert wurde. Im Jahr 2015 trat John Legend bei der Auktion Napa Valley auf und war Teil des Auktionsloses von Raymond Vineyards, das dazu beitrug, 850.000 Dollar für Wohltätigkeitsorganisationen im Napa Valley zu sammeln. Das Los umfasste sechs Doppelmagnum LVE, ein Abendessen und ein Privatkonzert von Legend in Boissets Haus im Napa Valley. 2016 wurde die Zusammenarbeit zwischen Raymond Vineyards und John Legend mit dem ersten «Wine & Culture»-Award des Wine Enthusiast ausgezeichnet.

  

In der Mitte eine Büste von

Agoston Haraszthy

 

Boisset kaufte 2011 die Buena Vista Winery, das älteste kommerzielle Weingut im Sonoma County. Nach dem Kauf von Buena Vista begann Boisset mit einer umfassenden Renovierung des Anwesens, das stark baufällig war. Die historischen Champagnerkeller aus dem Jahr 1864 waren fast eingestürzt und mussten schnellstens renoviert werden. Boisset beauftragte Bauunternehmer, darunter auch Denkmalschützer, mit den Renovierungsarbeiten. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten begann das Weingut 2015 zum ersten Mal mit der Weinproduktion in den ursprünglichen Kellern. Darüber hinaus verfügt das Weingut über ein Museum für Weinwerkzeuge und eine «Bubble Lounge», in der Gäste Boissets JCB-Schaumwein probieren und kaufen können.


Boisset hat sein eigenes Weinlabel, JCB. Jeder Wein des Portfolios ist nach einer Nummer benannt, z. B. No. 3 JCB, JCB No. 39 ist nach dem Jahr benannt, in dem Boissets Grosseltern heirateten. Das Label produziert Still- und Schaumweine aus Frankreich, vor allem aus dem Burgund und der Provence, sowie aus Kalifornien, insbesondere aus Napa und Sonoma. JCB No. 47 ist zum Beispiel ein weiterer Wein, der zusammen mit Fratelli Wines zu Ehren der Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 kreiert wurde.

 

Eine Verkostungslounge für JCB-Weine gibt es bei DeLoach Winery, Raymond Vineyards und Buena Vista Winery. 2015 eröffnete JCB die «JCB by Jean-Claude Boisset» Tasting Lounge im Ritz-Carlton San Francisco. Die Lounge befindet sich in einem Raum neben dem Concierge-Schalter und hat eine Kapazität von rund 10 Gästen und serviert Weinflights sowie Speisen- und Weinkombinationen aus dem hoteleigenen Restaurant Parallel 37. Die Lounge bietet JCB-Weine und zusätzliche Weine von Buena Vista und der Domaine de la Vougeraie an. Der Raum wird als «opulenter französischer Salon» beschrieben, was auf die Einrichtung mit violetten Samtsofas, Hockern mit goldenen Fransen und Teppichen mit Leopardenmuster zurückzuführen ist. Ausserdem werden in der Lounge Goyard-Handtaschen, Baccarat-Produkte und Boissets Kollektion von Unisex-Broschen verkauft.

 

2016 eröffnete Boisset den «JCB Tasting Salon and Atelier by JCB» in Yountville. Wie in der Lounge in San Francisco werden die Weine in drei verschiedenen Flights angeboten, wobei die Flaschen auch zum Mitnehmen erhältlich sind. Die Lounge verfügt über einen von Ideum entworfenen digitalen Touchtisch, der die Gäste durch die Weinverkostungen führt und ein Weinprofil auf der Grundlage der von den Gästen bevorzugten Weine erstellt. Die Lounge ist mit Sofas mit Leopardenmuster und Hockern mit Gepardenmuster dekoriert. Von der Decke hängen goldgerahmte Spiegel und Baccarat-Kronleuchter. Verkauft werden Luxusgüter wie Baccarat-Kristall, Christofle-Silber und Bernardaud-Porzellan. Ausserdem werden hochwertige Kunstbücher verkauft. Auch verkauft das Atelier hochwertige Lebensmittel, darunter seltene Käsesorten, Fleisch, Gänseleber, geräucherten Lachs und Kaviar…


Unter dem JCB-Label ist auch der «The Surrealist», ein Wein aus dem Napa Valley, Dekanter und Schmuck in einem Paket. Anstelle eines traditionellen Weinetiketts befindet sich ein Schmuckstück auf der Flasche, dass an die Weinketten der alten Welt erinnert, und ein Baccarat-Kristallstopfen verwandelt die Flasche nach deren Genuss in eine Weinkaraffe.

 

Boisset räumt ein, dass Weinflaschen aus Glas zwar "Romantik und Ästhetik" haben und dieses Gebinde auch perfekt für die Lagerung und das Reifen der Weine sei. Er ist jedoch der Meinung, dass alternative Verpackungen den Wert, die Ökologie und die Bequemlichkeit verbessern. Jean-Charles Boisset ist an Verpackungen interessiert, die den CO2-Fussabdruck reduzieren und gleichzeitig ein hochwertiges Weinerlebnis bieten.

 

Boisset hat auch einen Beaujolais in einem Aluminiumbehälter namens «Mommessin» auf den Markt gebracht. Der Wein ist dafür gedacht, gekühlt getrunken zu werden. Das Behältnis verfärbt sich blau, wenn die richtige Trinktemperatur erreicht wird. JCB gilt auch als einer der ersten burgundischen Winzer, der Schraubverschlüsse anstelle von Korken verwendete.

Es gibt kaum ein Live Style Magazin, oder eine Institution für Weinwirtschaft, das Jean-Claude nicht in irgendeiner Form ausgezeichnet hätte. Diese Liste ist sehr lang. «Decanters Power List», «Innovator des Jahres», «Die 20 meistbewunderten Menschen in der nordamerikanischen Weinindustrie», «French-American Partnership of Excellence Award» oder den Erhalt des «Global Entrepreneurship Award», all diese Preise konnte JCB schon in Empfang nehmen. Die Pennsylvania Academy of Fine Arts ehrte Jean-Claude mit dem «Jefferson Award 2014». Im darauffolgenden Jahr, 2015, wurde Boisset zum Ehrenvorsitzenden des Sonoma Valley Wine Country Weekend ernannt. 2015 und 2016 wurde er in die Liste der «Haute Living's San Francisco's Haute 100» aufgenommen.

 

Jean-Claude Boissets Sinn für Mode wurde als "theatralisch", "unberechenbar", "extravagant" und "fantastisch" beschrieben. Bei einer Leserumfrage der Nob Hill Gazette wurde er zum «bestgekleideten Mann» gewählt.

 

Jean-Claude erwarb 2019 die Oakville Grocery, eine Institution am Highway 29. Das kleine Lebensmittelgeschäft gibt es seit 1881.

Es ist diese Wertschätzung für das Authentische, das Historische und das Relevante, die JCB dazu veranlasst hat, das von Leslie Rudd begonnene Geschäft zu übernehmen. Jean-Charles führt es nun in eine neue Richtung. In Boissets Version der Oakville Grocery, finden die Gäste Lebensmittel aus lokalem Anbau, die sorgfältig kuratiert, kunstvoll präsentiert und frei von Pestiziden oder synthetischen Düngemitteln sind. Die Lebensmittel werden nicht wie in der Oakville Grocery der 1970er Jahre nach ihrer Exotik oder wie in den 1950er Jahren nach ihrer Bequemlichkeit ausgewählt, sondern nach ihrer Reinheit, Qualität, Nachhaltigkeit und ihrer Herkunft.

 


 Mit Blick auf die Berge im Osten und Westen hat Jean-Claude das angrenzende Haus von Durrant & Booth in ein interaktives Museum verwandelt, in dem die Gäste mehr über die spezifischen Elemente erfahren können, die die Weine des Napa Valley so einzigartig machen.

 

 

Das kleine Geschäft am Strassenrand hat es irgendwie geschafft, Revolutionen im Transportwesen, Umwälzungen in der Wirtschaft und die Abwanderung der fast gesamten Bevölkerung von Oakville zu überleben. Mit einem Fuss in der Gegenwart und einem in der Vergangenheit spiegelt dieses bescheidene, aber unverwüstlichen Geschäfts die Geschichte des Napa Valley wider. 

 

Ebenso erwarb JCB das Ink House, das ehemalige Farmhaus von T. Ink aus dem Jahre 1882, das lange Jahre als ein normales B&B geführt wurde. Es wurde restauriert und ist heute ein

Edel B&B, in dem auch privaten Dinners mit dem Chefkoch gebucht werden können oder eben spezielle Weinproben der Boisset oder Gallo Weine.

 

Ein weiteres Projekt, dass JCB zu neuem Leben erweckt hat, ist das Calistoga Depot im und rund um den historischen Bahnhof von Calistoga. Hier hat es ein Delikatessen Laden und eine stilvolle Gartenanlage wo man nebst den JCB und den vielen Weine der Gallo Familie auch beinahe das ganze Sortiment der in Calistoga produzierten Weine findet. Diese können vor Ort glasweise und natürlich auch flaschenweise genossen werden.


Auch hat Jean-Charles eine eigene Spirituosen Linie aufgebaut, die selbstverständlich auf seinen Weingütern und in den verschiedenen JCB-Lounges probiert und gekauft werden können. Es gibt auch verschiedene JCB- Parfüms und JCB- Hautpflegemittel.

 

Was kommt als nächstes? Jean-Claude ist immer für eine kleinere oder grössere Überraschung gut!