Gen. Mariano Guadalupe Vallejo

Mariano Guadalupe Vallejo
Mariano Guadalupe Vallejo

Ein Weinpionier in diesem Sinne war M.G. Vallejo nicht, aber eine Persönlichkeit, ohne die der Weinbau in Kalifornien sicherlich andere Wege gegangen wäre. Seine Voraussicht und das Erkennen, was da wohl alles auf sein geliebtes Alta California zukommen würde, liessen ihn so manche wegweisende Entscheidung fällen, vor allem im Bereich der Landvergabe.

Mariano wurde am 7. Juli 1808  in eine der wichtigsten und angesehensten Familien in der Geschichte des frühen mexikanischen Kaliforniens geboren und bekleidete den höchsten militärischen Posten als kommandierender General in Alta California und war einst der mächtigste Militärangehörige Kaliforniens. Die Personen, die damals im heutigen Kalifornien lebten, nannte man «Californios», sie waren spanischer Herkunft und oft schon seit Generationen in Mexiko oder im heutigen Kalifornien beheimatet. 

In einem Leben, das die koloniale, mexikanische und amerikanische Epoche in Kalifornien umspannte, spielte er eine wichtige Rolle bei der Entwicklung Kaliforniens als Staat in der Union. Er war massgeblich an der Schaffung der ersten Verfassung Kaliforniens im Jahr 1849 beteiligt und diente anschliessend in der kalifornischen Staatsgesetzgebung. Vallejo, eine von ihm gegründete Stadt in Kalifornien, ist nach ihm benannt. Bereits im Alter von 15 Jahren wurde Mariano Kadett in der mexikanischen Armee.

Man wurde auf sein militärisches Können aufmerksam, als er im Alter von einundzwanzig Jahren eine siegreiche mexikanische und indigene Truppe gegen eine Ureinwohnerrevolte in der San-José-Mission leitete.

In rascher Folge ernannte der mexikanische Gouverneur Vallejo zum Chef der Garnison von San Francisco, dann zum militärischen Befehlshaber des nördlichen Teils des Staates. Letztere Aufgabe bestand vor allem darin, sporadische Ureinwohneraufstände niederzuschlagen und weitere Siedlungen zu gründen, um die russischen Expeditionen aus Alaska zu stoppen, die entlang der Pazifik Küste bereits bis nach Bodega Bay vorgestossen waren. Auch heute noch erinnern geografische Namen an die Zeit der Russen; Sebastopol, Russian River oder etwa Fort Ross. Der mittlerweile zum General beförderte Mariano G. Vallejo meisterte auch diese Aufgaben mit Bravour.

Als die Geistlichen nach der Säkularisierung der Missionen abziehen mussten, so auch von der Mission San Francisco de Solano, gründete M.G. Vallejo an dieser Stelle das Städtchen Sonoma. Er baute das grösste Ziegelstein Gebäude in Alta California, diesen Rekord hält er noch immer! Auch verwaltete er das gesamte Land nördlich und westlich von San Francisco für die mexikanische Regierung. Er konnte Landrechte als Dank für militärische oder schon auch einmal für anders geleistete Dienste vergeben.

 

Das mexikanische System sah aber vor, dass die sogenannten Lang Grants (Landrechte) nicht, wie sonst üblich, auf eine gewisse Zeitdauer beschränkt wurden, sondern als Dank sogleich in den vollen und uneingeschränkten Besitztum des Beschenkten überging. In der Regel bestanden die jeweils vergebenen Ländereien aus 2 oder mehreren quadratischen Parzellen, die zusammengefasst aber die Grösse von ca. 10 bis 40 Quadratkilometern hatten! Es gab aber auch kleinere Landgeschenke, vor allem im Gebiet rund um die San Francisco Bay.

Ebenso wurde an interessierte Einwanderer für bescheidenes Geld Land angeboten.

Mariano Guadalupe Vallejo selber betrieb auf seiner «Rancho Petaluma», die im heutigen Sonoma County auf 260 km2 lag Vieh und Pferdezucht. Es sollen 10'000 Rinder und 4000 Pferde gewesen sein. Diese «Rancho Petaluma» war ein Geschenk vom mexikanischen Gouverneur José Antonio Castro an Mariano.   

Trotz seines hohen Ranges stand Vallejo einem Grossteil der mexikanischen Gesellschaft und Regierung der Oberschicht äusserst kritisch gegenüber. Sehr zum Entsetzen seiner Familie war er im Alter von dreiundzwanzig Jahren inoffiziell aus der katholischen Kirche exkommuniziert worden, weil er sich geweigert hatte, einem einheimischen Priester «verbotene» Bücher auszuhändigen. Er identifizierte sich stets mit den mexikanischen Liberalen, die die Rechtsstaatlichkeit und eine effiziente Regierung mit verfassungsmässig begrenzten Befugnissen, getrennt von der religiösen Autorität, betonten. Wie viele andere mexikanische Liberale in Mexiko betrachtete er die Vereinigten Staaten als so etwas wie eine vorbildliche Regierungsform. Dementsprechend unterstützte er auch im Jahre 1836 eine kurzlebige Rebellion, die von seinem Neffen Juan Batista Alvarado angeführt wurde und zur Ausrufung Kaliforniens als "freier Staat" führte.

Angesichts seiner Anziehungskraft auf die Vereinigten Staaten war Vallejos Behandlung durch amerikanische Rebellen im Jahr 1846 ein grober Schock. General John C. Fremont, der Anführer der so genannten "Bärenfahnenrebellion", sperrte Vallejo und seinen jüngeren Bruder zwei Monate lang in Sutters Fort ein, ohne eine formelle Anklage zu erheben. Die Kämpfe und Plünderungen auf den Anwesen von Mariano Guadalupe Vallejo verursachten Schäden von Hunderttausenden von Dollars. Nachdem die Rebellen durch reguläre US-Streitkräfte unter dem Kommando von Stephen Kearney ersetzt worden waren, besserte sich die Lage einige Jahre lang. Vallejo wurde zum Indianeragenten für Nordkalifornien ernannt, eine Position, mit der er seine frühere Arbeit für die mexikanische Regierung effektiv fortsetzte. 1849 war er einer von acht «Californios», die im Verfassungskonvent Kaliforniens dienten, und Marino Guadalupe Vallejo wurde anschliessend in den ersten Staatssenat gewählt.

Trotz der Fortsetzung seiner politischen Karriere über mehrere Jahre nach 1849 war die Eroberung Kaliforniens durch die Vereinigten Staaten für Vallejo letztlich ebenso katastrophal wie für andere «Californios». Obwohl der Vertrag von Guadalupe-Hidalgo die gesetzlichen Rechte der neu in die Vereinigten Staaten aufgenommenen Mexikaner («Californios») formell schützte, kostete ihn eine lange juristische Anfechtung von Vallejos «Landtiteln» Tausende von Dollar an Anwaltskosten und beraubte ihn schliesslich fast seines gesamten Landes. Die Flut von Einwanderern nach Kalifornien, die mit dem Goldrausch begann, hatte zur Folge, dass die «Californios» eine zahlenmässig stark unterlegene Minderheit wurde, die nicht in der Lage war, ihre politische Macht zu schützen. Bis zu seinem Tod 1890 führte Vallejo einen bescheidenen Lebensstil auf dem letzten Überbleibsel seines einst riesigen Landbesitzes, einer einfachen, 50 Hektaren grossen Ranch, die er «Lachryma Montis» nannte. Die Träne der Berge.

Obwohl er einer der führenden Mitglieder der mexikanischen Bevölkerung Kaliforniens war, ist Vallejos Leben in vielerlei Hinsicht repräsentativ für das gemeinsame Schicksal aller «Californios» unter amerikanischer Herrschaft. Obwohl sie bereit waren, eine demokratische Regierung zu akzeptieren, wurden sie in ihrem alten und angestammten, jetzt aber neuen Land wie Fremde behandelt, wie dies bereits mit früheren Kulturen geschah. Am Ende des Jahrhunderts befanden sich fast alle Mexikaner und «Californios» in einer beklemmender Minderheit mit wenig oder gar keiner politischen Macht und besetzten die untersten Sprossen der wirtschaftlichen Leiter.