Ein weiterer Wein-Pionier des Napa Valleys und Kaliforniens, der aus verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet werden kann, ist zweifelsohne Henry Alphonse Pellet. Der an den Ufern des Neuenburgersees in der Westschweiz am 6. Februar 1828 geborene Sohn eines Winzers sollte dereinst erster Major (Gemeindepräsident) von St. Helena im Napa Valley werden.
Der Weg dahin war aber abenteuerlich, beschwerlich und lang! Nach seiner Schulzeit erlernte H. A. Pellet zuerst Landvermesser und half daneben auf dem elterlichen Weinbaubetrieb. Nach seiner Lehre bekleidete er während zweier Jahre den Posten des Buchhalters bei der Uhrenmanufaktur Perret & Co. in La Chaux-de-Fonds. Ende Februar 1848 kündigte Henry, um sich freiwillig als Soldat bei der Neuenburger Armee zu melden, die sich im Zwist mit dem Preussen König befand. Die Revolte verlief erfolgreich und die Oberherrschaft Preussens im Kanton Neuenburg fand damit ein Ende. Im Mai desselben Jahres wanderte Henry mit einer stattlichen Anzahl an Sackuhren und Standuhren im Gepäck in die USA aus. Er liess sich in St. Louis/Missouri nieder und begann mit seinem Uhren-Geschäft. Bald darauf war er jedoch ausverkauft und es mangelte ihm auch an umfassenden Uhrmacher Werkzeugen. Henry reiste schnurstracks zurück in die Schweiz, um mehr Uhren und auch Uhrmacher Werkzeug zusammen zu tragen und die Reise nach St. Louis erneut anzutreten. Abermals gelang es ihm, alles an den Mann zu bringen.
Mit dem Erlös stellte er zwei Maultierkolonnen zusammen und brach anfangs Frühling 1850 von St. Louis in Richtung Westen auf. Zuerst nach Fort Hall, von dort aus zum Humboldt River, diesem entlang bis zu dessen Ende, der Humboldt River fliesst in die sogenannten Humboldt Sink; das sind flache Seebecken, die keinen Abfluss haben und das Wasser laufend in der Hitze verdunstet. Henry Pellet zog von dort aus mit seiner Maultierkolonne weiter westwärts durch die Wüste bis nach Truckee, dann über die Sierra Nevada nach Nevada City, das die Truppe am 6. September 1850 völlig erschöpft von den Strapazen der Reise erreichte. Die Hitze sei schier unerträglich gewesen, sechs Wochen lang hätten sie kein Brot gehabt und während eines Monats hätten sie sich nur von Dörrfleisch ernährt, das sie aus den aufgegebenen Rindern anderer Siedler Kolonnen, die vor ihnen auf diesem Trail westwärts gezogen waren, generiert hätten. So äusserte sich Henry Pellet viele Jahre später als ein Bericht über ihn verfasst wurde.
Schon bald packte Henry aber das Goldfieber und unverzüglich gründete er eine kleine Minen-Kompanie, die er erfolgreich führte. Als die Mine erschöpft war, zogen Henry & Co. weiter und begannen, an einem anderen Ort zu graben und erbauten an dieser Stelle auch eine Getreidemühle. Der Erfolg blieb leider völlig aus, und das Unternehmen wurde aufgegeben. Pellet liess sich aber deswegen nicht entmutigen und nahm eine Anstellung als Vorarbeiter bei einer der erfolgreicheren Minen Gesellschaften zu einem Tageslohn von 8$ an.
Im Herbst 1852 zog Henry Pellet weiter nach San Francisco. Zusammen mit einem Geschäftspartner, J. L. Cabanne erbauten sie an der North Beach eine Getreidemühle, die aber bereits im Frühling darauf abgebrochen und umgehend in Napa Stadt wiederaufgebaut wurde. Es war die erste Dampf betriebene Mühle im Napa Valley. Der materielle Erfolg gestaltete sich eher mässig, doch der immaterielle Profit, die Dankbarkeit der zahlreichen Farmer, deren Korn in einer bis dato unbekannten und hohen Qualität gemahlen werden konnte, sollten sich später positiv auswirken.
1855 liess sich Henry erneut von der Minen-Gesellschaft in den Sierra Foothills anstellen. Er stand dieser Mine drei Jahre vor, um 1858 erneut mit etwas Geld ins Napa Valley zurück zu kehren.
Er widmete sich der Landwirtschaft und pachtete 1860 die Reben von John Patchett, der mit der Ernte 1857 den ersten Wein für kommerzielle Zwecke im Napa Valley kelterte, aber dermassen gesundheitlich angeschlagen war, dass er froh war, seinen Rebberg an Henry Pellet verpachten zu können. Der Schweizer Auswanderer Henry Pellet kelterte also im Herbst 1860 den zweiten Wein für kommerzielle Zwecke des ganzen Napa Countys und ein stetiger Erfolg stellte sich in den folgenden Jahren beim Winzersohn aus dem Kanton Neuenburg ein. Seine vielen ihm wohlgesinnten Freunde und Bekannten aus der Zeit, als Henry die Getreidemühle betrieb, standen ihm stets hilfreich zur Seite. Bereits im Jahre 1863 konnte er im Südwesten von St. Helena um die 20 ha Land erwerben, das er mit Reben bepflanzte.
Er legte auch einen Versuchs-Rebberg an, in dem er über 60 Rebsorten anpflanzte, um auf diese Art herauszufinden, welche dann wohl die besten und geeignetsten Trauben für die Region sei. Um diese Vielfalt an Setzlingen zusammen zu tragen, reiste er eilends zurück nach Europa. So pflanzte Henry Pellet nach seiner Rückkehr zum Beispiel  Mourvèdre, Grenache, Gross Blanc, Carignane, St. Macaire und Malbec als Rotweintrauben an, als Weissweintrauben pflanzte er unter anderem verschiedene Rieslinge, den Burger (Elbling) und, wie könnte es auch als Exil Westschweizer anders sein, Chasselas an!
An seinen Erfahrungen und Resultate aus seinem Versuchsrebberg liess er gerne alle teilhaben. Durch seine Erfahrungen und Erkenntnisse folgten viele der neu ankommenden Siedler, die das Glück im Weinbau versuchten, seinen Ratschlägen und stützten sich auf Henrys Erkenntnisse.
Auch pflegte er bis 1866 die in unmittelbarer Nachbahrschaft stehenden Weinberge des Mediziners Dr. George Belden Crane, dessen Trauben Henry ebenfalls zu Wein verarbeitete. Die Crane Rebberge existieren heute noch. Diese sind im Besitze von Andy Beckstoffer, der die Trauben dieser Parzellen zu exorbitanten Preisen (bis zu 60’000 $ pro Tonne) an gutbetuchte Übermütige und an verschiedene  Weingüter/Brands verkaufen kann, die keine eigenen Rebberge haben oder die  einfach einen speziellen Wein kreieren wollen.
1866 erbaute er seinen eigenen Weinkeller, den er unterirdisch anlegte und der Kapazität von über 3'000 hl Wein hatte. Auch hat Henry das Aufbinden der Reben an Drähte ins Napa Tal gebracht. So entstanden dort in der Folge Rebberge nach mitteleuropäischem Vorbild, wo die Reben ja in Reih und Glied stehen. Der Wein Pionier Charles Krug meinte einmal, dass es im Napa Valley eine Handvoll gute Winzer gäbe, Pellet sei aber der Daumen dieser Hand!
Mit Dimsdill Burr Carver, den Henry Pellet noch aus den Zeiten der Minengesellschaft in Nevada City her kannte und der sich vom Minenarbeiter zum Banker entwickelt hatte, gründete er die Weinfirma Pellet & Carver. Es wurde zusätzliches Rebland gekauft und in der Folge auch deutlich mehr Wein produziert und verkauft. Die Geschäftspartnerschaft dauerte intensiv bis 1870 und danach abschwächend bis zum Ausstieg Carvers aus dem Weinunternehmen im Jahre 1878.
D.B. Carver hatte schlichtweg zu wenig Zeit, da er einerseits der Postmeister St. Helenas war und zeitgleich auch seiner Privatbank als Gründer und Direktor vorstand. Ab August 1887 wurde die Privatbank sogar zur Carver National Bank. Dimsdill Burr Carver verstarb leider früh im Juni 1891 im Alter von 60 Jahren.

Zurück zu unserem Pionier Henry Alphonse Pellet!
Am 24. März 1876 wurde St. Helena offiziell als Gemeinde gegründet und die Verbindlichkeiten gegenüber dem kalifornischen Staat ratifiziert.
An der Gemeindeversammlung vom 17. April 1876 wurde Henry Alphonse Pellet als erster Präsident der jungen Gemeinde gewählt. The First Major of St. Helena!
Auch bekleidete er ab 1876 das Amt eines gewählten „Supervisors“ innerhalb des Napa Countys und wurde 1878 und 1880 jeweils für zwei weitere Jahre wiedergewählt. Danach stellte sich H. A. Pellet für dieses Amt nicht mehr zu Verfügung, er amtete aber danach jahrelang als Finanzverwalter der Gemeinde von St. Helena und von 1887 bis 1896 in der Exekutive des Staates Kalifornien.
Ab dem Jahre 1878 vergrösserte Henry Alphonse Pellet zusehends sein Anwesen und die  Weinproduktion. Etliches an Land wurde gekauft und in Rebberge umgewandelt. Schon bald wurde sein gesamter Weinberg Besitz als „Pellet Tract“ bezeichnet. Zusätzlich bekleidete er den Posten eines Weinbereiters und Generalmanagers der Natoma Wine Company, des damals grössten Weinproduzenten Kaliforniens, die über 800 ha Rebberge besass, die meisten davon rund um Sacramento.
Auch wurde Henry Pellet mehr und mehr zur einer der massgebenden Figuren rund um den aufstrebenden Weinbau und dies weit über das Napa County hinaus. Er war eine treibende Kraft bei der Gründung von Rebbau Kommissionen und Winzervereinigungen. Mit jedem Schritt seiner Aktivitäten war er fokussiert, den Weinbau als solches im noch jungen Staate Kalifornien weiter zu bringen.
Henry Pellet war zweifelsohne einer der einflussreichsten Weinpioniere und Gründungsväter des Weinbaus im Napa Valley.
Seine Gastfreundschaft auf seinem sehr gepflegten und schönen Anwesen in St. Helena, mit Wohnhaus, Kellerei, Scheune und Ställen für die Pferde waren legendär, so die schriftlichen Überlieferungen.
Henry Alphonse heiratete am 5. Februar 1856 Sarah Thompson aus Sandusky, Ohio.
Aus ihrer Ehe stammen drei Söhne. Frank und Louis, gingen ihren Eltern auf dem Weingut zur Hand und betrieben zudem noch einen florierenden Holzhandel in St. Helena.
Der Weinpionier und erste „Major“ von St. Helena, Henry Alphonse Pellet, verstarb, am 3. Juni 1912 im Alter von 84 Jahren nach einem reich erfüllten Leben und fand in St. Helena seine letzte Ruhestätte.