Semillon

Semillon ist eigentlich eine der grossen weissen Rebsorten der Welt. Zumindest schmückt sie einige der grossen trockenen wie edelsüssen Weissweine im Bordelaise nachhaltig. Trotzdem hat sie es nie aufs Treppchen geschafft, sondern spielt immer nur die zweite oder dritte Geige.

Semillon gibt aber im Verschnitt mit dem sehr viel attraktiveren, weil frischeren und aromatischeren Sauvignon Blanc eines der großen Weisswein-Duos der Welt ab. Ob trocken oder edelsüß, im Bordeaux harmonieren die beiden Rebsorten besonders gut, wobei sie in Sauternes einen der langlebigsten, nicht aufgespritzten Süssweine der Welt definieren.

Trocken ausgebaut neigt Semillon zu fetter Struktur, breit, reif und etwas mollig steht er reinsortig im Glas. Er ist langlebig, besitzt aber kein ausgeprägtes Aroma. Da muss schon der Partner Sauvignon Blanc her, um die aromatischen wie strukturellen Lücken zu füllen.

Ihre Empfänglichkeit für Edelfäule scheint deshalb der grösste Vorteil der Rebsorte zu sein. Der Schimmelpilz Botrytis Cinerea befällt aussen die Schale der Beere und lebt von der Flüssigkeit in der Traube, die er abzieht, wobei er über einen interessanten Mechanismus Süsse und Säure in den Trauben konzentriert, der die Mostausbeute derart schrumpfen lässt, dass die Weine einmalige Konzentration an Inhaltsstoffen erreichen. Deshalb schmecken sie so konzentriert und anders als nicht edelsüsse Süssweine und reifen über Jahrzehnte und länger.