Demeter - Biodynamischer Weinbau

Beim biodynamischen Weinbau werden nebst den grundlegenden Richtlinien des biologischen Weinbaus noch weitere Massnahmen und Weltanschauungen zu Hilfe gezogen um dem Ziel, der Umfassenden und einheitlichen Natur als Ganzes näher zu kommen. In der biodynamischen Landwirtschaft geht es immer um die Stärkung des Ganzen. Boden, Pflanze, Tier und Mensch werden als Teil eines grossen Kreislaufes gesehen, in dem alle aufeinander angewiesen sind und sich gegenseitig unterstützen.

 

 

Für die Weinbauern ist es sehr wichtig, eine fruchtbare Beziehung zu Boden, Pflanzen und Tieren aufzubauen.

Es gibt biodynamisch arbeitende Betriebe, die bewusst auf eine Zertifizierung verzichten, die aber ihre biodynamische Arbeit kommunizieren und es gibt solche, die dieses umsichtige Tun nach jahrelanger Vorarbeit einem sehr strengen Aufnahmeprozedere stellen. Nach einer erfolgreichen Bewerbung darf sich das Weingut auch offiziell als Demeter zertifizierter Betrieb bezeichnen.

Ein grosses Augenmerk legen die biodynamischen Weinbauern auf die Mondphasen. Sei dies beim Rebenschnitt, beim Ausbringen des dynamisierten Düngers, bei der Blattarbeit im Rebberg, beim Herausschneiden der überschüssigen grünen Trauben und auch bei der Ernte und der Abfüllung der Weine in die Flaschen.

Man hat schon davon gehört und kann es sich merken, weil es sich erst mal ziemlich verrückt anhört. Ob verstanden oder nicht: Auch wenn ein Winzer kein Anhänger der anthroposophischen Philosophie Rudolf Steiners ist, kann ihn das Ergebnis der im biodynamischen Anbau eingesetzten Präparate überzeugen. Fakt ist, dass immer mehr Bio-Winzer mit biodynamischen Mitteln arbeiten, weil sie feststellen, dass es Reben wie Boden gut tut und die Pflanzen robuster und weniger anfällig für Krankheiten werden. Wer aber auf Pestizide und Kunstdünger verzichtet, wird häufiger in den Weinberg gehen müssen. Das bedeutet eine Mehrarbeit von bis zu 30 Prozent und erklärt auch den höheren Preis von biodynamisch erzeugten Weinen.

 

Ein zentraler Gedanke Rudolf Steiners zur Landwirtschaft, den er bereits vor über 90 Jahren vortrug, ist das Ideal des möglichst geschlossenen Kreislaufs. Ein landwirtschaftlicher Betrieb wird als Organismus gesehen: Der Mensch, das Tier, die Pflanze, der Boden leben wie ein Organismus im Rhythmus der Natur. Man nimmt voneinander, aber man gibt auch wieder etwas zurück. Kuhhörnern kommt im biodynamischen Weinbau eine wichtige Rolle bei der Herstellung bestimmter Präparate zu. Der Winzer füllt die Hörner mit Kiesel oder Kuhmist und vergräbt sie von Frühjahr bis Herbst oder über den Winter im Boden. Wenn sie dort Licht, Wärme oder einfach nur Lebenskräfte angereichert haben, werden die umgewandelten Füllungen mit Wasser verrührt und im kommenden Jahr in feinster Dosierung im Weinberg versprüht. Zum Beispiel stinkt der Mist im Kuhhorn nicht mehr, nachdem das Horn wieder ausgegraben wurde. Der Mist hat sich verwandelt in eine humusähnliche Substanz. Die im Weinberg versprühten Präparate dienen nicht der Düngung, sondern haben eine ausgleichende, die Pflanze stärkende und den Boden belebende Wirkung. Zusätzlich sorgen möglichst betriebseigener Kompost und Kräuterpräparate, wie Schachtelhalm oder Brennnessel, für lebendigen Dünger und dienen der Stärkung der Pflanzen, zum Beispiel gegen Pilzinfektionen.

Versteht man den Rhythmus der Natur als Zusammenspiel zwischen kosmischer Energie und den natürlichen Kreisläufen, richtet man seine Arbeitsprozesse im Weinberg anders ein. So bringt man das Hornkiesel-Präparat eher bei Neumond und das Hornmist-Präparat bei Vollmond aus. Auch beim Rebschnitt, der Ernte und den Arbeiten im Keller achten viele biodynamisch arbeitende Winzer auf die Mondphasen.

Im Keller bei der Pressung der Trauben, dem Vergären der Maische oder des Saftes sowie beim Ausbau des Weins versuchen biodynamisch arbeitende Winzer, den Werdegang des Weins behutsam zu führen und zu kontrollieren. Physikalische oder chemische Eingriffe sind dabei nicht erlaubt. Reinzuchthefen, welche die Gärung beschleunigen oder geschmacklich in den Wein eingreifen, sind ebenfalls verboten. Gerade hier erweist sich der Mehraufwand im Weinberg als Gewinn. Je gesünder die Rebstöcke, desto besser sind die geernteten Trauben und desto weniger Arbeit im Keller ist nötig, um einen Qualitätswein zu erzeugen. Tiefe, komplexe, vom Terroir geprägte Weine sind hochwertige Weine, die ihren Ursprung nicht in hochtechnisierten Weinlaboren haben. Solche unverfälschten Weine, in denen man den Boden, auf dem sie wachsen, riechen und schmecken kann, entstehen im Weinberg – und zwar im Einklang mit der Natur. Das ist das Herzstück des biodynamischen Weinbaus und gleichzeitig die Zukunft der Qualitätsweine.

 

Sinnerfüllte Kreisläufe, Tierwohl und Pflanzenglück: Demeter macht man, weil man sich für das Leben interessiert und schätzt.