Elektrizität

In der Schweiz redet man vom Stromsparen, heizt aber mit Mengenrabatten den Stromverbrauch an. Je mehr Strom man bei uns spart, desto höher wird die Rechnung pro Kilowattstunde. Je mehr Strom man braucht, desto günstiger wird die Rechnung pro Kilowattstunde. Viele Spar-Investitionen lohnen sich deshalb nicht. Anders in Kalifornien: Seit über dreissig Jahren werden dort alle belohnt, die weniger Strom brauchen. Ausserdem und vor allem: Im US-Staat mit seinen 40 Millionen Einwohnern fördern die Stromkonzerne das Stromsparen mit Milliarden.

 

Trotz extremerem Klima braucht Kalifornien heute pro Kopf nicht mehr Strom als die Schweiz. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist in Kalifornien seit über dreissig Jahren stabil geblieben, während er in der Schweiz um fast fünfzig Prozent zugenommen hat. Grund: Kalifornien betreibt eine Politik, die gezielt zum Stromsparen anreizt.

 

Kalifornien setzte bereits in den 70er Jahre auf eine konsequente Effizienzpolitik. Hauptinstrument dafür ist heute noch das „Decoupling“: Die Gewinne der Energieversorgungsunternehmen werden durch diese Massnahme vom Absatz der Netzbetreiber entkoppelt, indem eine entsprechende Anreizregulierung auf die Netze gemacht wird. Da die Gewinne so nicht mehr von den verkauften kWh abhängig sind, sondern die Energieversorgungsunternehmen an der nicht-verkauften kWh verdienen, sind sie maximal motiviert, viele Einsparmassnahmen bei der Kundschaft durchzuführen. Das Resultat ist verblüffend: Der pro-Kopf-Stromverbrauch liegt heute in Kalifornien rund 40 % unter dem Durchschnitt der übrigen USA.

 

Wäre der Pro-Kopf-Verbrauch seit 1978 auch in der Schweiz stabil geblieben, bräuchte die Schweiz heute 19 Milliarden kWh weniger Strom. Die zwei Kernkraftwerke Leibstadt und Gösgen wären damit überflüssig, auch das jetzt stillgelegte Mühleberg hätte es bei diesem Szenario gar nie gebraucht. Wenn aber die Schweiz die Anreize weiterhin auf Absatz ausrichtet und der Stromverbrauch jedes Jahr um zwei Prozent zunimmt, steigt der Stromverbrauch bis 2045 aufs Doppelte. Der Beitrag erneuerbarer Energie würde trotz aller Fördermassnahmen restlos verpuffen.

Das waren jetzt wieder einmal ein paar Abschweifungen und Vergleiche – darüber aber einmal nachzudenken, wäre glaube ich nicht falsch!

 

In Kalifornien ist 2015 die grösste Solaranlage der Welt in Betrieb genommen worden. Die gewaltige Freiflächenanlage namens «Solar Star» liegt in der kalifornischen Mojawe-Wüste und verfügt über 579 Megawatt Leistung. Die rund 1.720.000 monokristallinen Siliziummodule sind auf dem Lauf

der Sonne folgenden Tracking-Systemen installiert und können so rund 300.000 Haushalte mit sauberem Strom versorgen.

 

Die Wiederverwertung von ausgedienten Solarmodulen bereitet momentan aber noch etwelches Kopfzerbrechen. Dieses Problem wird wohl mit einer vorgezogenen Recyclinggebühr beim Kauf behoben werden.

 

Ganze 50% des Strombedarfes werden in Kalifornien durch Solarstrom abgedeckt. Dies der Stand im Juli 2023.