Martha's Vineyard

Wohl kaum hat jemals ein einziger Weinberg in Kalifornien für ein dermassen grosses Aufsehen gesorgt wie der Martha’s Vineyard. War es doch der erste Wein, der sortenrein und aus einer einzelnen Lage in Kalifornien offiziell abgefüllt wurde.

 

Es war auch der Wein, der mich vor 35 Jahren bewog, mich intensiver mit den kalifornischen Weinen zu befassen. Die Zeit fliegt und so vieles entwickelte sich seither, sei dies nun zum erhoffen Guten oder eben hin zu eher Fragwürdigem.

 

Befasst man sich aber mit der Entwicklung der jüngeren Vergangenheit des kalifornischen Weinbaus, kommt man an der Geschichte und den Weinen aus dem Martha’s Vineyard nicht vorbei.

Der Martha’s Vineyard ist eng mit den Heitz-Cellars und somit mit der Familie Heitz verbunden.

Ab 1965 hatte die Familie Heitz den ganzen Rebberg von Tom und Martha May gepachtet. Der Name des Rebberges leitet sich von den Eigentümern ab und hat nichts mit der Insel Martha’s Vineyard oder dem gleichnamigen AVA-Gebiet im Bundesstaat Massachusetts zu tun. Auch nach dem die Heitz Familie ihr Weingut im Jahre 2018 verkaufte, wurde dieses Agreement aufrechterhalten. 

Der Rebberg liegt an der Westseite des Napa Valleys in Oakville und umfasst 14 ha, die ausschliesslich mit Cabernet Sauvignon "Martha's Clone" bestockt sind. Der einzigartige "Martha's Clone" ist dafür bekannt, dass er kleine Beeren mit einer intensiv violetten Farbe, einem tief konzentrierten Geschmack und einem ausgeprägten Minzaroma hervorbringt. Die Klonen Selektion wurde von Heitz durchgeführt. Die Böden sind eine Mischung aus Schwemmland, kiesigem Lehm und erodiertem Gestein aus dem Mayacamas-Gebirge. Der Weinberg ist von riesigen Eukalyptusbäumen umgeben, die oft als Quelle für das unverwechselbare Minzaroma und den Geschmack von Martha angesehen werden.

 

Bevor Joe Heitz 1961 sein eigenes Weingut gründete, war er acht Jahre lang die rechte Hand des legendären André Tchelistcheff bei Beaulieu Vineyards. Später war er der erste, der mit der Veröffentlichung des 1966 Martha's Vineyard Cabernet im Jahr 1970 einen Wein aus einem einzigen Weinberg des Napa Valley abfüllte.

Seine enorme Erfahrung gab er seinem Sohn David weiter, der ab 1974 bis zum Verkauf im Jahre 2018 für die Heitz Weine verantwortlich war. Weder David noch irgendjemand sonst ahnte, dass sein Erstlingswein, der 1974er Martha’s zu einem der berühmtesten in der Geschichte Kaliforniens werden würde.

 

Während also der Martha's Vineyard Cabernet immer mit Joe Heitz in Verbindung gebracht werden wird, wissen nur wenige, dass sein Sohn David seit 1974 für die Herstellung des Weins verantwortlich war und er weitere und dabei unzählige grossartige Jahrgänge produzierte, die den von seinem Vater festgelegten Prinzipien folgten. Mit dem Aufkommen der Kult-Cab-Bewegung in den 1990er Jahren geriet die vorherige Generation von herausragenden Cabernets beinahe in Vergessenheit, der Martha's Vineyard Cabernet war dabei eines der rätselhaftesten Opfer.

Der Martha's Vineyard Cabernet von Heitz Wine Cellars ist nicht nur einer der grössten Weine Kaliforniens, sondern auch eines der letzten lebenden Beispiele für die traditionelle Weinherstellung im Napa Valley, die nun schon seit über einem halben Jahrhundert beinahe unverändert ist. Und zum Schluss glaube ich, dass die elitäre Harlan Winery nicht dort entstanden wäre, wenn der Nachbar nicht Martha’s Vineyard heissen würde. Nur so eine Idee...