Die Weingüter
In Kalifornien gibt es über 3000 Weingüter, oder zumindest über 3000 Weingüter Namen. Das ganze Drumherum ist nicht einfach zu erklären. Wir versuchen es aber einmal.
Einerseits gibt es in Kalifornien Weingüter, die nach unserem mitteleuropäischen Verständnis aufgestellt sind, wo die Rebberge zu einem Weingut gehören und der ganze Zyklus der Rebbergpflege und der Weinbereitung und des Weinausbaus vom jeweiligen Weingut selbst erledigt werden.
Also quasi alles aus einem Guss. Vermerkt ist dies meistens mit den Worten Estate Vineyards & Winery auf den Weinetikett.
Anlehnend an diese Estates sind auch Weingüter am Werk mit zwar einer eigener Winery, aber mit zu wenig eigenen Rebbergen. Diese Weingüter kaufen im Herbst Trauben von den zahlreichen Grape Growners dazu und verarbeiten die Ernten in der eigenen Winery.
Andererseits gibt es auch «Weingüter» in Kalifornien, die ohne eigene Rebberge und ohne eigene Kellerei auskommen. Wir bezeichnen solche Weingüter als «Brands»
Bei dieser Art von Weingut werden die Trauben bei einem Grape Grower gekauft. Das sind Personen, die einen Rebberg besitzen und diesen das ganze Jahr hindurch pflegen, um im Herbst die Trauben entweder an real existierende Weingüter oder eben auch an solche «Brands» zu veräussern. Diese Trauben werden in der Folge von den vielen Önolog*innen in einer Winery mit genügend Platzkapazität und nicht ausgeschöpfter Produktionsbewilligung zu Wein verarbeitet. Und schon hat man seinen eigenen Wein, man hat ausser meistens viel Geld nicht viel dazu beigetragen.
Wenn man bedenkt, dass zum Beispiel im Napa Valley nur gerade etwa die Hälfte der Rebberge zu einem aktiven Weingut gehören, so ist das Tun der Grape Growers nicht unwesentlich. Verfügen diese teilweise über ausserordentliche Rebberg Lagen wo begehrtes Traubengut heranwächst.
Um das Kapitel der Weingüter etwas übersichtlicher und transparenter zu gestalten, haben wir die verschiedenen Weingüterarten in zwei, nicht wertende Klassen unterteilt.
In der ersten Kategorie sind die Weingüter mit eigenen Reben und eigener Kellerei. In der gleichen Kategorie sind auch die Weingüter mit eigenen Reben, die aber noch keine eigene Produktionsstätte haben, aber ein/eine Weinmacher/in die Weine höchstpersönlich in einem angemieteten Kellerteil einer Winery keltert und ausbaut. Auch zählen für uns die Weingüter, die Rebland gepachtet haben und dies auch selbst bewirtschaften, um im Herbst in einer Winery die Trauben selber zu keltern und in der Folge auch auszubauen, in die gleiche Kategorie.
In der 2. Kategorie sind die Weingüter eingeteilt, die weder eigene Reben noch eine eigene Kellerei besitzen. Man kann bei dieser Art von «Weingut», das in Tat und Wahrheit keines ist, auch von einem «Weinprojekt», oder wie wir es nennen von einem «Brand» sprechen. Meistens sind es reiche Investoren, die Gefallen am Wein gefunden haben und sich jetzt einen Traum erfüllen wollen. Zudem wird öfters auch der Anschluss, mit Hintergedanken finanzieller Art, an die Wine High Society und deren vermeintlichen Lifestyle gesucht. Eine Wine High Society gibt es aber nicht und die, die dazu gehören könnten sind geerdet, besonnen, vorausschauend zudem verschwiegen und wollen vor allem nur eines – in Ruhe gelassen werden und keiner Modeerscheinung folgen müssen.
Wir befassen uns aber vor allem mit der ersten Kategorie. Wir sind überzeugt und eigentlich versteht sich dies von selbst, dass nur hier und nur so überhaupt grosse Weine und die unabdingbaren dazugehörenden Geschichten entstehen und geschrieben werden können. Denn bis ein Weinmacher seinen Rebberg so gut kennt, dass er auch das jeweilig vorherrschende Terroir im Rebberg erfassen und verstehen kann, braucht es eine gewisse Erfahrung und diese wiederum braucht ja bekanntlich Zeit.
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